In Österreich hat sich das Nettozinseinkommen der privaten Haushalte seit 2008 sukzessive verschlechtert. Die Zinserträge sind seither um 80% eingebrochen, wie eine aktuelle Studie der Allianz berechnet hat.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 22.02.2018
Während die Österreichischen Haushalte 2008 noch einen Zinsüberschuss von 0,7 Mrd. Euro erzielten, war 2016 bereits ein Minus von 1,9 Mrd. Euro zu verbuchen. Treiber dieser Entwicklung seien vor allem die Zinserträge, die seit 2008 um 80% einbrachen – obwohl die Vermögenswerte um 20% zulegten. Rechnet man die jährlichen Veränderungen des Nettozinseinkommens der vergangenen neun Jahre zusammen, ergibt sich ein Minus von 10,4 Mrd. Euro für die österreichischen Sparer. Das bedeutet pro Kopf ein Minus von rund 1.300 Euro.
„Gewinner“ Finnland, Portugal und Spanien
Auf der „Verliererseite“ stehen der Studie zufolge auch die privaten Haushalte in den Niederlanden (minus 4,1 Mrd. Euro), Frankreich (minus 16 Mrd. Euro), Belgien (minus 41,5 Mrd. Euro), Deutschland (minus 95,9 Mrd. Euro) und Italien (minus 163,8 Mrd. Euro). Zu den Gewinnern zählen vor allem die privaten Haushalte in Finnland (11,2 Mrd. Euro), Portugal (26,1 Mrd. Euro) und Spanien (124,5 Mrd. Euro). Deren positives Abschneiden sei vor allem auf deutlich verminderte Zinsausgaben (fallende Zinsen plus Schuldenabbau) zurückzuführen.
Unternehmen profitierten von Niedrigzinsen
Die Situation der österreichischen Volkswirtschaft hat sich mit Blick aufs Nettozinseinkommen gegenüber dem Beginn der Krise kaum verändert. Allerdings gilt dies nicht für die einzelnen Sektoren: Anders als die privaten Haushalte erweisen sich Unternehmen in Österreich laut Studie als große Profiteure der Niedrigzinsen. Sie erzielten seit 2008 ein Plus von knapp 11 Mrd. Euro beim Nettozinseinkommen. Bei Banken und Staat kam es dagegen nur zu geringen Veränderungen.
Sparern bleibt der Weg in „kapitalmarktnahe Produkte“
Das Fazit der Allianz-Experten: Um aus dem Tal der Nullzinsen aufzusteigen, bleibe für heimische Sparer nur ein Weg. „Um den Folgen der Verteilungspolitik der EZB entgegenzuwirken, ist eine stärkere Ausrichtung auf kapitalmarktnahe Produkte notwendig“, sagt Martin Bruckner, Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG und Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich. „Das Sparbuch hat zum Zweck des Vermögensaufbaus schon lange ausgedient.“
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