zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

AssCompact Roundtable „Gewerbeversicherung“: Beraterbranche im Wandel

(Bild: Die Teilnehmer des AssCompact Roundtables zum Thema Gewerbeversicherung)

AssCompact Roundtable „Gewerbeversicherung“: Beraterbranche im Wandel

16. März 2023

|

8 Min. Lesezeit

|

Im Blickpunkt

Im Vorfeld des am 7. März über die Bühne gegangenen AssCompact Gewerbesymposiums lud AssCompact Branchenexperten und die Partner des Symposiums zu einem Roundtable zum Thema „Aktuelle Herausforderungen im Risikomanagement und zur Haftungsproblematik im Gewerbegeschäft“ in das AssCompact Mediencenter Gasometer ein. In der hochinteressanten Runde aus Top-Gewerbe- und Industrieversicherungsexperten von Makler- und Versichererseite entstand eine angeregte Diskussion über Problemfelder, Potenziale und Entwicklungen.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 16.03.2023

Nach der Begrüßung durch AssCompact Vertriebsleiter Akad. Vkfm. Ernst Vallant und der Präsentation der aktuellen AssCompact Studie zur Gewerbeversicherung von Roundtable-Initiator Moderator Franz Waghubinger (Eine Zusammenfassung der Studie lesen Sie hier) ging es in eine angeregte Diskussion.

Zu Beginn fragte Moderator Franz Waghubinger, wie man neue Risiken, steigende Kundenerwartungen, profitable Wachstumsziele und Standardisierung in der Gewerbeversicherung unter einen Hut bekommen kann.

Mag. Hubert Philipp Sprosec von der Zurich Versicherung dazu: „Es ist nicht immer einfach, dass für alle Beteiligten eine Win-Situation entsteht. Wir führen mit unseren Vermittlerpartnerinnen und -partnern viele Diskussionen über Deckungskonzepte, um uns alle so gut wie möglich vor Haftungsfallen zu schützen. Kunden sind jedoch in unterschiedlichen Branchen unterwegs. Für den Vermittler ist es sehr schwierig, allumfassendes Know-how zu haben, um in allen Bereichen richtig beraten zu können. Zudem müssen wir neue Gefahren wie Cybercrime bedenken. Das wird für den Kunden dann auch zur Prämienfrage.“

"Je standardisierter die Prozesse, desto mehr Ressourcen sind für maximale Flexibilität und Individualität frei"

Daraufhin entstand eine angeregte Diskussion über unterschiedliche Interessen von Makler- und Versichererseite. Während Produktanbieter so standardisiert wie möglich arbeiten möchten, ist der Versicherungsmakler bestrebt, möglichst individuelle Lösungen zu erhalten.

Dr. Christoph Zauner von der Generali sieht darin nicht unbedingt einen Widerspruch. Je standardisierter Prozesse im Hintergrund laufen würden, desto mehr Ressourcen seien für maximale Flexibilität und Individualität frei. „Diese Gratwanderung gilt es, gemeinsam zu gehen“, so Dr. Zauner.

Mag. Alastair McEwen von der DONAU Brokerline sieht das ähnlich: „Die Fachabteilung möchte Prozesse standardisieren und einfach halten. Das steht im Widerspruch zur Entwicklung der Kunden, die sich nicht in diesem All-inclusive-Ansatz bewegen. Hier ist mehr Risk-Management bei den Unternehmen selbst von Nöten – welche Risiken trage ich selbst, wo akzeptiere ich Selbstbehalte oder Einschränkungen? Auf der anderen Seite muss aufgrund der Haftungsthematik für den Vermittler alles IDD-konform sein. Da haben wir den gordischen Knoten noch nicht ganz gelöst. Das ist eben ein Prozess.“

Mag. Heike Welten von der Wiener Städtischen Versicherung: „Man muss möglichst flexible Produkte entwickeln, die optimalen Deckungsschutz für den Kunden bieten. Die Umfrage von AssCompact zeigt, dass in den vergangenen Jahren sehr schnell neue Risiken dazugekommen sind. Wir haben die Kriegssituation, wir hatten Corona, im Cyberbereich haben wir zunehmende Kapazitätsverknappung, Finanzflüsse, Hackerangriffe usw. Das sind Faktoren, die auch uns Versicherer dazu zwingen, möglichst schnell zu reagieren. Das ist eine große Herausforderung.“

Mag. Rainer Hörmann von der R+V Versicherung hielt fest, dass es aus Sicht des Versicherers unumgänglich sei, die Kosten im Griff zu haben. In der Zusammenarbeit mit großen Maklergruppen werde es aufgrund des größeren Geschäftsaufkommens leichter eine gewisse Individualität geben.

Das Thema der Finanzierbarkeit sprach auch Mario Mukenschnabel von der Allianz an: „Individualisierung kostet Geld. Für Großbetriebe oder in der Industrie ist das finanzierbar, aber im normalen Gewerbebetrieb werden wir einen Weg finden müssen, mit dem Vertriebspartner gemeinsam eine standardisierte Deckung, die für 80% der Unternehmen auch so ausreichend ist, zu finden.“

"Die größte Herausforderung des Maklers ist die Risikobewertung"

Franz Innerhuber von der EFM Versicherungsmakler AG zeigte auch Verständnis für die Gesellschaften: „Wenn man bedenkt, wie viele Schäden ein Schadenreferent im Jahr abwickeln muss, ist es nachvollziehbar, dass oft die Zeit fehlt, massenweise Sondervereinbarungen zu durchforsten.“ Standardisierung in den Produkten werde wahrscheinlich noch länger dauern, wäre laut Innerhuber aber enorm wichtig. Innerhuber ist der Meinung, dass wenn man sich heute eine gute KMU-Deckung anschaut, der Kunde grundsätzlich gut versichert ist. „Die größte Herausforderung des Maklers ist die Risikobewertung. Dort wird man sich differenzieren müssen.“, so der Vesicherungsmakler.

Genau dieses Spannungsfeld sieht auch Patrick Rechberger von der ERGO Versicherung, der kürzlich von der Makler- auf die Versichererseite gewechselt ist und somit beide Welten gut kennt. „Wir arbeiten speziell im Gewerbebereich viel mit individuellen Versicherungslösungen in Form von Sondervereinbarungen. Einerseits sind wir dabei vieles zu standardisieren und zu automatisieren, gleichzeitig ist es aber so, dass unsere Makler über Sondervereinbarungen individuell anbieten möchten, ein Wunsch den wir gerade im Gewerbebereich – aber auch im Retailgeschäft – gerne erfüllen. Im Schadensfall bedeutet dies, dass die Schadensreferenten den Inhalt der Sondervereinbarungen gut kennen müssen.“

Mag. Natascha Jäger von COGITANDA fasste treffend zusammen, dass die Versicherungswelt einfach zu komplex geworden sei, um alles zu können. „Aber genau deswegen, weil man nicht alles kann, sind Standard-Lösungen für gewisse Kunden und Makler auch das Nonplusultra. Es muss beides geben – das Standardprodukt und das individualisierte Spezialprodukt, was dann naturgemäß auch teurer ist.“, so Jäger.

Im zweiten Teil des AssCompact Roundtables „Aktuelle Herausforderungen im Risikomanagement und zur Haftungsproblematik im Gewerbegeschäft“, diskutieren die Experten das Thema Schadenabwicklung und die Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Makler.

AssCompact ONLINE Gewerbeversicherungssymposium 2023

Mit dem Roundtable wurde ein mehrwöchiger Gewerbeversicherungsschwerpunkt eingeläutet, der im Symposium am 7. März in der Pyramide Wien/Vösendorf gipfelte. Zusätzlich bietet AssCompact das Gewerbeversicherungssymposium digital an. Aufgeteilt auf den 21., 22. und 23. März jeweils ab 11 Uhr können Sie alle Vorträge über AssCompact Live TV sehen – mit anschließenden Wissenstests zur Erlangung der IDD-Weiterbildungsstunden.

Für Vermittler und Sponsor-Partner des AssCompact Gewerbeversicherungssymposiums gilt der reduzierte Preis in Höhe von 180 Euro zzgl. MwSt. Bitte geben Sie bei Anmeldung als Vermittler den Rabattcode: Vermittler_2023 und als Sponsor-Partner den Rabattcode: Partner_2023 ein. Wenn Sie kein Vermittler oder Sponsor-Partner des AssCompact Gewerbeversicherungssymposiums sind, geben Sie bitte KEINEN Rabattcode ein, es gilt der Normalpreis in Höhe 360 Euro zzgl. MwSt.

Einen ausführlichen Bericht zum Roundtable und einer aktuellen Studie zur Gewerbeversicherung, die auf einer repräsentativen Befragung von Versicherungsmaklern beruht, lesen Sie in der März-Ausgabe von AssCompact und in der Nachlese zum AssCompact Gewerbeversicherungssymposium.

Fotos vom AssCompact Roundtable zur Gewerbeversicherung

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)