Wie sich die enormen Preissteigerungen bei Ersatzteilen, eine zum Teil erschwerte Schadenregulierung sowie Lieferengpässe bei Ersatzteilen auf die KFZ-Versicherer und auf die Zusammenarbeit im Dreieck Kunde – Makler – Versicherer auswirken, beantworten Gerhard Heine (Partnervertriebschef der Wiener Städtischen Versicherung), Peter Humer (Vorstand Kunde und Markt Österreich bei UNIQA Insurance Group AG) und DI Christian Sipöcz (Vorstandsmitglied der VAV Versicherungs-AG) in einer spannenden Interviewrunde.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 3/13/2023
Gerhard Heine sieht einen guten Austausch mit Kunden und Geschäftspartnern als Erfolgsfaktor: „Dies ist vor allem in Zeiten wie diesen wichtiger denn je. Wir sehen weniger geänderte Anforderungen aufgrund des Umfeldes, sondern vielmehr im Hinblick auf den digitalen Datenaustausch mit Maklern.“
Für Peter Humer ist es gerade in schwierigen Zeiten wichtiger denn je, sowohl mit Kund:innen als auch Vertriebspartner:innen transparent zu kommunizieren: „Die Rolle der Makler:innen ist in dieser Konstellation sehr wichtig, denn unsere Vertriebspartner:innen agieren hier als Bindeglied zwischen Kund:innen und Versicherung. Speziell für die Kfz-Versicherung berechnete ‚Warenkörbe‘, die für indexbezogene Prämienanpassungen herangezogen werden, sorgen in Zeiten mit hohen Inflationsraten für unsere Kund:innen für objektiv nachvollziehbare Prämienanpassungen.“
DI Christian Sipöcz ist der Meinung, dass aus Sicht eines wirtschaftlich agierenden Unternehmens die derzeitige Entwicklung sehr genau beobachtet werden muss: „Steigende Kosten sind bereits zum Zeitpunkt der eingehenden Schadenmeldung und Schadenanlage zu berücksichtigen, sodass nicht nur die Zusammenarbeit im Dreieck Makler – Versicherer – Kunde weiterhin reibungslos funktioniert, sondern die beteiligten Partner auch weiterhin mit der Qualität der Schadenabwicklung zufrieden sind. Die genannten Kostensteigerungen haben aber nicht nur Einfluss auf die Schadenanlage, sondern auch auf die Preisgestaltung der jeweiligen Versicherungsprodukte.“
Moderne Assistenzsysteme: Steigende Reparaturkosten vs. langfristige Senkung der Unfallzahlen
Moderne Assistenzsysteme lassen die Reparaturkosten steigen. UNIQA bemerke dies laut Heine unter anderem auch im steigenden Reparaturkostenindex: „Andererseits wird das Autofahren dadurch auch sicherer und die Automobil- und natürlich auch die Versicherungsbranche erhoffen sich langfristig eine Senkung der Unfallzahlen.“
Die Tendenz der OEMS gehe so Huemer immer mehr Richtung fertig geschnürter Ausstattungslinien oder Zusatzpakete, die bereits standardmäßig vorhanden sind und bei Bedarf aktiviert werden können: „In der Prämienbetrachtung findet das über die Tarifierungsgrundlage Berücksichtigung.“
Für DI Christian Sipöcz seien die stets steigenden Schadenkosten in der Kfz-Versicherung nicht nur auf die Implementierung von zahlreichen Assistenzsystemen in neuen Fahrzeugen zurückzuführen, sondern auch auf die generelle Index- und Inflationsentwicklung in der jüngeren Vergangenheit: „Zusätzlich sind bei verbauten Assistenzsystemen Reparaturen oft wesentlich aufwendiger und vielfach ist es erforderlich, ganze Komponenten anstatt einzelner Bauteile zu ersetzen. Im Zuge unserer jährlichen Tarifupdates berücksichtigen wir diese Entwicklungen und passen die Kfz-Tarife an die gestiegenen Schadenbedarfe an.“
Mobilität im Wandel: „Autonomes Fahren stellt Versicherungswirtschaft vor Herausforderungen“
Gerhard Heine ist der Meinung, dass in Städten das Autofahren unattraktiver werde und daher werde die Nutzung verschiedenster Verkehrsmittel vor allem im urbanen Bereich weiter steigen: „Der Trend an Elektrofahrzeugen wird anhalten. Der Anteil an Fahrzeugen mit modernen Assistenzsystemen wird weiter zunehmen. Das Interesse an der Beobachtung des eigenen Fahrverhaltens wird eventuell steigen. Und die Entwicklungen für das autonome Fahren laufen weiter.“
Peter Humer ist sich sicher, dass autonomes Fahren die Versicherungswirtschaft vor Herausforderungen stellen wird: „Es geht hier nicht nur um Versicherungsschutz, sondern vorrangig auch um Haftungsfragen in Zusammenhang mit teilautonomem oder autonomem Fahren. Eine neue Situation in der Beurteilung solcher Haftungsfragen wäre beispielsweise ein Verkehrsunfall aufgrund einer nur softwareseitigen Fehlfunktion eines Fahrassistenzsystems. Von der Finalisierung der Sachverhaltsfeststellung bis zur rechtlichen Beurteilung des Sachverhalts und der Beweisführung ist es eine lange Strecke mit vielen bisher neuen Fragestellungen.“
Vor allem die Entwicklungen bei Elektro- und Hybridfahrzeugen fördere die stetige Verbesserung von Versicherungslösungen, weiß Sipöcz: „Die VAV Versicherung bietet beispielsweise für Elektro- und Hybridfahrzeuge ein verbessertes E-Paket an. Hier wird der Versicherungsschutz über die konventionellen Deckungen der Kaskoversicherung hinaus erweitert.“
Ob Prämienanpassungen im KFZ zu besserem Service und mehr Kompetenz führen und ob mehr digitale Abwicklung dazu führt, dass sich der Aufwand für den unabhängigen Vertrieb reduziert, erfahren Sie im zweiten und letzten Teil der Interviewrunde „KFZ-Versicherung“!
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact März-Ausgabe!
Foto oben v.l.n.r.: Gerhard Heine (Partnervertriebschef der Wiener Städtischen Versicherung), DI Christian Sipöcz (Vorstandsmitglied der VAV Versicherungs-AG) und Peter Humer (Vorstand Kunde und Markt Österreich bei UNIQA Insurance Group AG)
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