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Digitalisierung: Finanzbranche hat enormes Potenzial, aber zu wenig Strategie

Digitalisierung: Finanzbranche hat enormes Potenzial, aber zu wenig Strategie

03. März 2016

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4 Min. Lesezeit

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News-Management & Wissen

Online-Plattformen und FinTechs erobern mit digitalen Angeboten den Markt und bringen etablierte Finanzdienstleister in Bedrängnis. Grund dafür: viele Unternehmen tun sich schwer mit der umfassenden Digitalisierung. Diese würde ihnen aber deutliche Wettbewerbsvorteile bringen, wie eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zeigt.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 03.03.2016

„Nur wenn Finanzdienstleister den digitalen Umbau schnell angehen und konsequent als End-to-End-Lösung vorantreiben, werden sie künftig im harten Wettbewerb mit neuen digitalen Anbietern bestehen können“, sagt Roland Falb, Managing Partner Roland Berger Wien.  Die neuen Anbieter sind häufig technologiegetrieben und unterliegen nicht den strengen regulatorischen Anforderungen für Banken und Versicherungen. Ein Wettbewerbsvorteil, der durch den Abbau von Markteintrittsbarrieren auf EU-Ebene, etwa die qualifizierte elektronische Signatur ab Mitte 2016, weiter an Gewicht gewinnen wird.

„Außerdem kämpfen viele traditionelle Finanzinstitute mit veralteten IT-Infrastrukturen, komplexen Produkten und heterogenen Prozessen“, so Falb. Sogenannte „Insellösungen“ wie etwa lediglich eine neue Website mit modernem Layout und zusätzlichen Online-Diensten oder eine App reichen laut Falb nicht aus, um die Effizienz und Kundenbindung zu verbessern. „Denn die digitale Transformation geht weit über punktuelle Optimierungen hinaus.“

Digitale Transformation kann deutliche Einsparungen bringen

Durch eine vollständige Automatisierung von einfachen Produkten und Prozessen könnten bis zur Hälfte oder sogar mehr der heute dafür eingesetzten Kapazitäten eingespart werden. Darum sollten die etablierten Finanzdienstleister nach Ansicht der Analysten von Roland Berger schnell mutige Entscheidungen treffen. Falb: „Ein Neustart ist möglich, denn die Unternehmen können nach wie vor auf eine große Kundenbasis, Kundenvertrauen und das Know-how ihrer Mitarbeiter bauen.“ Allerdings werde die umfassende digitale Transformation für stärkere Umwälzungen sorgen als jeder andere Wandel in den vergangenen Jahrzehnten. Am Ende stehen besonders im Retail-Bereich weitgehend digitale Prozesse und ein Geschäftsmodell, das deutlich flexibler, offener, kundenfreundlicher und effizienter ist als das heutige.

Sieben Schritte für eine erfolgreiche End-to-End-Digitalisierung

Finanzdienstleister brauchen einen umfassenden digitalen Umbau, der flexible Kundenschnittstellen bietet. Dafür haben die Roland Berger-Experten einen „Plan D“ in sieben Schritten entwickelt:

Digitalisierungspotenziale identifizieren: Anhand von einfachen, standardisierten Produkten werden mögliche Einsparpotenziale ermittelt und die Basis für weitere Digitalisierungsmaßnahmen geschaffen.

Ziele festlegen: Die Ziele werden auf Basis des typischen Einkaufsverhaltens der Kunden ermittelt. Zwischen den Prozessschritten sollten keine Brüche entstehen, die Verarbeitung soll weitgehend digital und automatisiert ablaufen. 

Relevante Unternehmenseinheiten einbinden: Wichtige Einheiten wie Vertrieb oder Produktentwicklung sollen eingebunden werden, um IT-Investitionen gezielt mit strategischen Ambitionen zu verknüpfen.

Nachhaltige Digitalisierungsstrategie entwickeln: Neben Produkten und Prozessen sollten Firmen auch ihre Steuerungs-, Risiko- und Reportinginstrumente digitalisieren. Zudem sollten sie ihre Strategie regelmäßig überprüfen und flexibel anpassen.

Handhabbare Arbeitspakete bilden: Mit einer schrittweisen Umsetzung berfordern Unternehmen ihre Organisation nicht und können gleichzeitig ihre Mitarbeiter für den digitalen Wandel besser vorbereiten.

Produktangebot modularisieren: Wird das Produktportfolio anhand standardisierter Bausteine ausgerichtet, lassen sich Angebote damit besser flexibilisieren und individualisieren – sowohl im Privatkunden- als im Firmenkundengeschäft.

Leistungsfähigkeit rund um die Uhr: Produktangebote und Transaktionsmöglichkeiten sollten Tag und Nacht verfügbar sein. Das erfordert eine enge Einbindung aller Beteiligten in den digitalen Informations- und Transaktionsfluss, um schnelle Rückmeldungen oder automatisierte Entscheidungen zu ermöglichen.

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