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D&O: Österreichs Markt dominieren ausländische Anbieter

D&O: Österreichs Markt dominieren ausländische Anbieter

13. April 2016

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5 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Der VW-Abgasskandal ist ein aktuelles Beispiel dafür, dass Managerhaftung verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Dementsprechend steigt auch die Bedeutung der D&O-Versicherung. Wie es am österreichischen Markt aussieht und welche die größten Haftungsfallen sind, erläutert Dr. Georg Aichinger, Geschäftsführer des Spezial-Versicherungsmaklers Koban solDORA GmbH.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 13.04.2016

von Dr. Georg Aichinger 

Geschäftsführer, Vorstände und sonstige Unternehmensleiter haben gleichsam wie reine Aufsichtsorgane berufliche Risiken, die sich von jenen eines normalen Angestellten grundlegend unterscheiden. Diese Personen haften für Pflichtverletzungen bei Ausübung ihrer dienstlichen Tätigkeiten sowohl im Innenverhältnis als auch außenstehenden Dritten gegenüber mit ihrem gesamten Privatvermögen.

Inanspruchnahmen auf Schadenersatz aber auch strafrechtliche Ermittlungen stehen heute – nicht zuletzt aufgrund eines gestiegenen Begehrlichkeitsverhaltens potenziell Geschädigter – an der Tagesordnung. Meist zeigt sich erst Jahre später, ob eine eingebrachte Klage oder Anschuldigung überhaupt berechtigt war. Wirtschaftszeitungen berichten laufend über neue Fälle der Managerhaftung. Der letzte größere Skandal rund um mögliche behauptete Verfehlungen von Geschäftsleitern betraf den deutschen Automobilhersteller VW.

Deutschland und UK mit größtem Marktanteil in Europa

Äußerst komplexe Versicherungskonzepte gewähren anwaltlichen Kostenschutz bei unberechtigten Inanspruchnahmen. Die Funktion der sog. D&O (Directors & Officers) Versicherung besteht zunächst darin, die Kosten des Anwalts zu bezahlen, der sich für die kostspielige Abwehr von Schadenersatzansprüchen einsetzt. Sollte irgendwann eine Haftung festgestellt werden, dann kümmert sich der Versicherer um den Schadensausgleich bzw. erfüllt einen geschlossenen Vergleich.

Die D&O-Versicherung hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren als Produkt innerhalb der sogenannten financial-lines-Welt gut verankert. Österreich gilt allgemein als mature market, also als in der Sparte D&O voll entwickelt. Der nationale Markt zeigt sich seit Jahren dominiert von ausländischen, meist amerikanischen und deutschen D&O-Versicherern. Interessanterweise haben die bekannten österreichischen Versicherer sich nicht etablieren wollen. Heimische Versicherer fungieren deshalb – wenn überhaupt – vorwiegend als fronting partner. Sie zeichnen zwar nach außen hin Managerrisiken, versichern sich in der Regel aber bis zu 100% rück. Innerhalb Europas haben Deutschland und UK die größten Marktanteile. Österreich trägt nur einen vergleichsweise kleinen Teil zum D&O-Gesamtvolumen bei, das grob mit immerhin 2,3 Mrd . Euro geschätzt wird.

Prämien sind deutlich geringer geworden

Ein zunehmender Wettbewerb auf der Anbieterseite, gepaart mit dem Druck im Segment der financial lines wachsen zu müssen, führt seit Jahren zu einem weicher werdenden Markt. Die Durchschnittsprämien gehen in allen Segmenten nach unten. Selbst gestresste Unternehmen oder Manager von Finanzdienstleistungsunternehmen finden ausreichenden und bezahlbaren Versicherungsschutz.

Eine Million Euro Versicherungssumme ist aktuell für deutlich unter 1.000 Euro zu haben, bei den erwähnten Finanzdienstleister liegt die durchschnittliche Prämie pro Million Euro Deckungssumme oft nur bei knapp über 2.000 Euro. Auch Produktinnovationen, die zu Deckungserweiterungen führen, wirken dem stetigen Preisverfall überraschenderweise nur wenig entgegen.

Die Bandbreite der Haftungen ist groß

Risiken lauern mittlerweile überall, sei es bei großen Investitionen (Anschaffung zu teurer Immobilien ohne entsprechender Ausschreibung bzw. ohne Genehmigung aller Gremien), Insolvenzfällen (Bezahlung von Rechnungen trotz Insolvenzreife, zu später Konkursantragstellung) oder im Zusammenhang mit einer sonstigen Verletzung der „kaufmännischen“ Sorgfalt zB. bei der Organisation der eigenen betrieblichen Abläufe. Oft führt schon die fehlerhafte Personalauswahl zu einem wirtschaftlichen Schaden des Unternehmens für den am Ende des Tages der Geschäftsleiter gerade stehen muss. Die Liste möglicher Haftungsfelder ließe sich endlos fortführen.

Der Artikel ist ein Auszug aus Dr. Georg Aichingers Beitrag im Tagungsband zum Kremser Versicherungsforum „Haftpflichtversicherung, D&O-Versicherung und Manager-Rechtsschutz“ (Hg.: Gisch/Koban/Ratka, Manz 2016).

 

 

 

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