Das Financial Home könnte die nächste große Revolution der Finanzwelt werden. Der Trend zum Financial Home befinde sich zwar noch in den Anfangszügen. Dennoch löse das Thema derzeit viel Bewegung am Markt aus. Zu diesem Fazit kommt die Unternehmensberatung Oliver Wyman in einer aktuellen Analyse.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 02.12.2020
Financial Homes – hinter diesem Begriff steht die Idee einer Plattform, die jedem Kunden einen vollständigen Finanzüberblick gibt und dabei hilft, finanzielle Entscheidungen für konkrete Lebenssituationen über alle Finanzprodukte hinweg digital zu optimieren. Für Kunden bedeute das, deutlich mehr Komfort als bisher, weshalb sich das Konzept durchsetzen wird, meinen die Experten von Oliver Wyman in einer aktuellen Analyse. Insbesondere für Versicherer bedeute das, eine erhebliche Herausforderung. Sie seien daher dringend zum Handeln aufgefordert.
Neue Chance auf Kundenkontakte
Das Financial Home wirkt sich nicht nur auf die Kundenwelt aus, sondern auch auf die Anbieterseite. Es ermögliche regelmäßige, digitale Kundenkontakte mit Relevanz im Leben des Kunden. Dies sei insbesondere für Anbieter mit typischerweise wenigen beziehungsweise seltenen Berührungspunkten interessant, wie zum Beispiel Versicherer. Diese müssten jetzt entscheiden, welche Rolle sie bei der Erschließung dieses Geschäftsfelds spielen wollen.
Banken als Vorreiter
Financial Homes verändern das Verhältnis von Versicherern zu Kunden aber auch zu anderen Finanzunternehmen, insbesondere Banken. „Einige Banken haben ihr Onlinebanking-Portal bereits um einen Versicherungsmanager erweitert, andere sind exklusive Versicherungspartnerschaften eingegangen. Der Zeitpunkt für das Financial Home ist daher günstig“, sagt Stefan Wojahn Partner bei Oliver Wyman und Experte für Bancassurance und Digitalisierung im Vertrieb.
Financial Home wird sich etablieren
Der Aufbau eines Financial Homes erfordert Oliver Wyman zufolge neben dem Willen zum Ausprobieren und der schrittweisen Weiterentwicklung zusätzliche Investitionen. Banken hätten hierbei tendenziell einen stärkeren Antrieb in den Aufbau eines Financial-Home-Angebots zu investieren, da sie ihr Selbstverständnis als Allfinanzanbieter im Privatkundenbereich sehen. „Für andere Anbieter stellt der Vertrieb branchenfremder Produkte bisher keine natürliche strategische Stoßrichtung dar, dennoch wird sich das Financial Home – sowohl aus Kunden- als auch Anbietersicht – etablieren“, so Wojahn.
Fehlende Klarsicht bei Versicherern
Versicherer wüssten bisher oft nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. „Das Verständnis, was Financial Home bedeutet, wie die Zukunft für Financial Home aussieht und welche Handlungen zum Erfolg führen – darauf haben Versicherer bisher oft keine klare Sicht. Wir sehen für die unterschiedlichen Versicherertypen vom Platzhirsch über den Bankenversicherer bis zum Maklerversicherer unterschiedliche, spezifische Strategien, um sich im wandelnden Markt eine Position zu sichern“, sagt Dr. Dietmar Kottmann, Partner und Verantwortlicher für das Versicherungsgeschäft in DACH bei Oliver Wyman. „Handeln sollten aber alle, auch die reinen Ausschließlichkeitsversicherer, deren Bestände zum Teil gefährdet sind, sobald ein Kunde beginnt, sie in einem Financial Home zu managen“, so Kottmann weiter.
Quelle: AssCompact Deutschland, bearbeitet von AssCompact Österreich
Bild: @bartekszewczyk.com
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