Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) wollen eine Inflation von etwa zwei Prozent erreichen. Damit sollen die langfristige Geldwertstabilität gesichert und das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden. Doch was bedeutet das für Konsumenten und wer profitiert davon?
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 06.08.2018
In einem Umfeld, in dem die Inflationsraten tendenziell eher zu niedrig als zu hoch sind, gewinnen Währungen an Wert, wenn die Raten die Erwartungen übertreffen. Eine höhere Inflationsrate wird in diesem Umfeld als Anzeichen anziehender Wirtschaft interpretiert. In so einem positiven Szenario haben Investitionen bessere Erfolgschancen, was wiederum die Währung attraktiver macht. „Steigt die Teuerung in Richtung des Inflationsziels, reagieren Notenbanken meist mit einer Zinserhöhung. Höhere Zinsen machen die Währung wiederum attraktiver für Anleger, wodurch ihr Wert steigt“, sagt Christian Nemeth, Mitglied des Vorstandes Wien/Salzburg der Zürcher Kantonalbank Österreich.
Allerdings kann die Stimmung auch kippen – mit der Zeit werden Währungen durch Inflation belastet. Ganz besonders betrifft dies Währungen von Ländern mit Inflationsraten jenseits der zehn Prozent. „Beispiele der jüngeren Vergangenheit dafür sind Argentinien oder die Türkei. Die Abwertung der Währung erfolgt nicht laufend, sondern in Wellen. Wenn das Vertrauen internationaler Investoren verloren geht, ziehen sie ihr Geld ab und es geht mit der Abwertung sehr schnell.“
Inflation darf Kaufkraft nicht gefährden
In den meisten wichtigen Volkswirtschaften müsse man sich aktuell jedoch noch keine Sorgen über zu hohe Inflationsraten machen. Für gesundes Wirtschaftswachstum brauche es zudem ein gewisses Maß an Inflation. „Etwas Inflation fördert den Wettbewerb, die Innovationskraft und die Produktivität, somit trennt sich die unternehmerische Spreu vom Weizen“, erklärt Nemeth. Grund dafür sind die erschwerten Refinanzierungsbedingungen, also etwa höhere Zinsen auf Unternehmenskredite.
Daneben gelte es stets auch die Kaufkraft der Konsumenten im Auge zu behalten. Nementh: „Gerade Deutschland hat hier in den vergangenen Jahren durchaus an der Lohnschraube gedreht. Wirtschaftliche Vorteile der Unternehmen wurden auch durch Zurückhaltung bei den Löhnen erkauft.“ Zwar sei auch in Österreich kein überdurchschnittliches Lohnwachstum zu sehen gewesen, jedoch waren die Inflationsraten auch niedrig.
Steigende Inflation bevorzugt Aktieninvestoren
Bei einem Anstieg der Inflation sieht die Zürcher Kantonalbank Aktien gegenüber Anleihen im Vorteil. „Für Anleihen ist eine steigende Inflation generell nachteilig, da sie mit steigenden Zinsen und damit verbundenen Kursverlusten einhergeht. Aktien hingegen können zwischen guter und schlechter Inflation unterscheiden, was sie auf jeden Fall begünstigt“, so Nemeth. Bei Aktien komme es vor allem auf das Stadium der Inflation an. Steigt diese aufgrund des Wirtschaftswachstums, legen auch die Unternehmensgewinne deutlich zu und das spricht für eine gute Aktienentwicklung. Wirkt sich die Inflation aber über rasch steigende Zinsen und höhere Refinanzierungskosten bereits negativ auf die Unternehmensgewinne aus, ist das auch für Aktien nicht förderlich. Dennoch: „Selbst in Amerika, das Europa im Konjunkturzyklus ja voraus ist, sind wir noch in der ersten Phase. Die Unternehmensgewinne brummen“, so Nemeth.
Bild: ©Wolfilser - stock.adobe.com
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