Das ist sicher eine Variante. Und diese Frage beschreibt zugleich eine der großen Herausforderungen selbständiger Makler. Am Anfang der Selbständigkeit steht Ihre Eignung für den Vertrieb. Erst für denjenigen, der nachhaltig erfolgreich im Verkauf ist, stellt sich – bei Wachstum der eigenen Firma – irgendwann die Frage nach dem nächsten Schritt, nach dem Schritt vom Verkäufer zum Unternehmer.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 28.05.2020
Von Steffen Ritter
Die Schwierigkeit liegt insbesondere darin, dass nicht ohne Weiteres aus guten Verkäufern auch gute Unternehmer werden. So haben einige Makler, weil es aus Wachstumsgründen notwendig war, irgendwann Mitarbeiter im Innen- oder Außendienst eingestellt. Diese führen schnell ein Eigenleben, werden nicht geführt. Statt die Mitarbeiter zu entwickeln, geht der Inhaber raus, um Kunden zu betreuen und zu verkaufen. Irgendwer muss ja für Einnahmen sorgen, die Mitarbeiter wollen bezahlt werden. Diese fühlen sich unwohl, bringen schlechte Ergebnisse. Mit dem Erfolg bleibt auch deren Motivation immer mehr auf der Strecke. Später sind sie weg. Eigentlich gut so, denkt der Inhaber. Und hat die Bestätigung: Mit Mitarbeitern kannst Du keinen Blumentopf gewinnen. Besser ich mache auch künftig alles selbst …
Kompliment an alle, die sich selbst die Frage nach Ihrer Eignung stellen. Erst so beginnt professionelle Unternehmensentwicklung. Der selbstkritische Blick des Inhabers auf sich und die eigenen Stärken macht den Weg frei, die nächsten Schritte zu gehen.
- Wo muss ich mich persönlich weiterentwickeln?
- Wo brauche ich Unterstützung, eventuell Coaching von Dritten?
- Wie kann ich meine Stärken als Verkäufer noch besser zur Wirkung bringen?
Wenn Sie das Gefühl haben, sich nicht zu eignen, haben Sie erst einmal ein Entwicklungsfeld erkannt. Sie eignen sich sicher auch für manch andere Sache nicht, die Sie noch nicht können. Das Schöne ist: Sie können Mitarbeiterführung lernen!
Erst wenn Sie sich im Lernprozess und im Anwenden immer klarer darüber werden, dass Ihnen die Aufgabe „Mitarbeiterführung“ garantiert nie Spaß machen wird, sollten Sie sich gegen personelles Wachstum entscheiden. Aber auch da können Sie noch schief liegen, weil Sie den Spaß, den ein gewachsenes, florierendes Unternehmen Ihnen als Inhaber bereiten kann, noch gar nicht kennen. Der Aufbau einer Firma geht natürlich nicht von selbst und sofort. Sie werden auch einmal den „falschen Mitarbeiter“ einstellen, Sie werden Erfahrungen sammeln. Oder anders: Sie werden besser!
Für den Weg des personellen Wachstums spricht: Sie können Ihre Qualität, Ihren Erfolg als Verkäufer weiter steigern, in dem Sie sich für diverse Aufgaben Ihres Maklerbetriebs Entlastung einkaufen. Ansonsten droht häufig die Stagnation. Sie müssen dafür nicht zwingend der „geborene Mitarbeiterführer“ sein. Sie sollten aber einige Instrumente beherrschen und mit Menschen respektvoll, klar und fair umgehen können.
Sie sind an einer Weggabelung. Entscheiden Sie sich nicht zu früh gegen Mitarbeiter! Gehen Sie offen, aber nicht blind, mit dieser, der nächsten Herausforderung Ihrer Entwicklung um.
Seien Sie nicht so arrogant, davon auszugehen, dass Sie Mitarbeiterführung schon intuitiv richtig machen werden. Auch Führung ist ein Handwerk. Talent ist sicher eine gute Basis. Erst praktisches Training macht richtig erfolgreich.
Und wenn Sie sich tatsächlich überhaupt nicht eignen, sich dauerhaft unwohl fühlen: Vielleicht haben Sie Recht. Dann eignen Sie sich eventuell nicht für unternehmerisches Wachstum. Und andere Wege werden Ihre Wege sein …
Steffen Ritter ist Wirtschaftsberater, Redner, mehrfacher Erfolgsautor und Geschäftsführer vom Institut Ritter und dem IVV Institut für Versicherungsvertrieb. Weitere Infos, auch zum aktuellen Buch „Verkaufen kann von selbst laufen“, unter www.steffenritter.de.
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