Österreich belegt in der Gesamtbewertung des Mercer CFA Institute Global Pension Index 2023 (MCGPI) Rang 40 mit 52,5 von 100 Punkten. Dies entspricht einer Verschlechterung zum Vorjahr als das österreichische Pensionssystem mit 55 Punkten auf den 33. Rang kam. Die niederländische Altersversorgung nimmt den ersten Platz ein. An zweiter und dritter Stelle folgen das isländische und das dänische System.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.10.2023
Margaret Franklin, President und CEO des CFA Institutes:
"Inflation und steigende Zinssätze haben eine Marktdynamik geschaffen, die die Pensionssysteme vor erhebliche Herausforderungen stellt. Unser Index zeigt, dass in vielen Ländern die Pensionspläne die langfristige finanzielle Sicherheit der Begünstigten noch nicht garantieren. Daher spielt der Einzelne eine immer gewichtigere Rolle, wenn es um seinen Ruhestand geht. Als Anlageexperten müssen wir helfen, sie darauf vorzubereiten."
Der MCGPI ist eine jährliche Studie von Mercer und dem CFA Institute. Dieses Jahr wurden 47 nationale Pensionssysteme miteinander verglichen, die rund 64% der Weltbevölkerung repräsentieren. Die Studie analysiert und gewichtet die Altersversorgungssysteme nach ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität, zeigt Verbesserungspotenziale und Reformvorschläge auf, die zu einer angemesseneren und nachhaltigeren Altersversorgung führen sollen.
Österreichisches Pensionssystem muss seine Nachhaltigkeit fördern
Mit einer Punktzahl von 52,5 und dem 40. Rang im Index hat sich Österreich nochmals gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Das österreichische Pensionssystem erzielte im Sub-Index Angemessenheit statt 69,8 Punkten nur 66,8 Punkte. Auch die Integrität verschlechterte sich von 76.5 auf 71.6 Punkte. Wie schon in den Vorjahren schneidet das System bei der Sub-Kategorie Nachhaltigkeit am schlechtesten von allen teilnehmenden Ländern ab – 22,6 Punkte.
Michaela Plank, Geschäftsführerin bei Mercer Österreich
"Durch die demographische Entwicklung, die sich in sinkenden Geburtenraten bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung äußert, wächst der Druck auf die drei Säulen der Altersvorsorge kontinuierlich. Es ist daher von zentraler Bedeutung, die Leistungsfähigkeit der nicht-staatlichen Altersvorsorge, sowohl im betrieblichen als auch im privaten Bereich, erheblich zu erhöhen. Unser gegenwärtiges staatliches Pensionssystem ist besonders anfällig für die Auswirkungen des demographischen Wandels. Der finanzielle Beitrag, den der Staat leisten muss, um die Pensionen zu sichern, steigt Jahr für Jahr stetig an."
Wie schon im österreichischen Regierungsprogramm festgehalten, bedarf es eines Zusammenspiels der ersten, zweiten und auch der dritten Säule, um ein adäquates Pensionseinkommen zu gewährleisten. Leider wurde das Thema der betrieblichen Vorsorge in der aktuellen ökosozialen Steuerreform nicht berücksichtigt, obwohl Ansätze zur nachhaltigen Veranlagung bereits in den Strategien der überbetrieblichen Pensions- und Vorsorgekassen verankert sind. Derzeit existiert jedoch noch kein einheitlicher, regulierter Ansatz zur nachhaltigen Veranlagung; jede Pensionskasse legt hierbei ihre eigenen Schwerpunkte fest.
Künstliche Intelligenz bietet Chancen, die Ergebnisse von Pensionssystemen zu verbessern
Der MCGPI hat dieses Jahr auch den Nutzen der künstlichen Intelligenz (KI) für Pensionen und soziale Sicherungssysteme untersucht bzw. inwiefern die Technologie dazu beitragen kann, die Lebensqualität von Menschen in ihrem Ruhestand positiv zu beeinflussen.
Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Hauptautor der Studie:
"KI hat das Potential, unsere Pensions- und Sozialsysteme signifikant zu verbessern. Im Investment Banking trägt KI dazu bei, dass Investment Manager mehr Daten und Information zur Verfügung haben, fundiertere Investitionsentscheidungen treffen und so bessere Ergebnisse für die Pensionspläne erzielen. Zudem dürften die Management- und Administrationskosten durch den Zugang zu mehr und qualitativ besseren Daten sinken. Und schlussendlich sollte die künstliche Intelligenz auch den zukünftigen Pensionsbeziehern zugutekommen, da auch sie von der erhöhten Verfügbarkeit besserer Daten profitieren und somit klügere Entscheidungen für ihren Ruhestand treffen."
Jedoch, so die Studie, ist KI auch nicht ohne Risiken. Unter anderem setzt sie voraus, dass sie so programmiert ist, keine falschen oder irreführenden Ergebnisse zu ermitteln. Hinzu kommen Fragen zur Datensicherheit – auch gegen Cyberattacken – und zum Schutz der Privatsphäre, damit das Vertrauen in das System gewahrt wird. Dazu gehört auch Vorkehrungen zu treffen, damit KI nicht dazu genutzt werden kann, falsche Realitäten zu entwickeln oder zu suggerieren.
MCGPI nach Zahlen
Die Niederlande führen dieses Jahr den Gesamtindex mit einer Punktzahl von (85,1) an. Ihnen folgt Island mit einem Gesamtindexwert von (83,3) und Dänemark mit (81,3). Argentinien hat dieses Jahr den niedrigsten Wert von (42,3). Obwohl die Niederlande derzeit eine umfassende Reform durchführen, ist ihr Pensionssystem gut positioniert, um beim Übergang von einer kollektiven Leistungsstruktur zu einem stärker individuell ausgerichteten beitragsorientierten Ansatz hervorragende Leistungen zu erzielen.
Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die Rentensysteme mit den höchsten Werten für jeden Teilindex waren die Niederlande für Angemessenheit (87,4), Island für Nachhaltigkeit (83,8) sowie Finnland für Integrität (90,9). Die Systeme mit den niedrigsten Werten bei den Teilindizes waren Südkorea für Angemessenheit (39,0), Österreich für Nachhaltigkeit (22,6) und die Philippinen für Integrität (25,7).
Durch rückläufige Geburtenraten sind mehrere Volkswirtschaften und Rentensysteme unter Druck geraten. Das wirkte sich negativ auf die Nachhaltigkeitswerte von Ländern wie Italien und Spanien aus. Mehrere asiatische Systeme, darunter die Volksrepublik China, Südkorea, Singapur und Japan, haben in den letzten fünf Jahren Reformen durchgeführt und konnten ihre Werte verbessern.
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