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Nachhaltigkeit in der D&O-Versicherung

(Bild: © Westend61 - GettyImages)

Nachhaltigkeit in der D&O-Versicherung

31. März 2025

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4 Min. Lesezeit

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Versicherungen

Die nachhaltige Prämiengestaltung in der D&O-Versicherung bleibt eine Herausforderung. Jüngste Marktverwerfungen zeigen, dass die Volatilität der Prämien nicht immer einer objektiven Risikobewertung entspricht. Während der COVID-19-Pandemie führten drastische Sanierungsmaßnahmen zu hohen Prämien, reduzierten Deckungssummen und strengeren Vertragskonditionen. Nun zeigt sich das Gegenteil: Der Markt weicht auf, Kapazitäten steigen, Deckungen erweitern sich, und Prämien sinken. Doch ist dies angesichts makroökonomischer und geopolitischer Unsicherheiten nachhaltig?

Artikel von:

Florian Kowarz

Florian Kowarz

Lead Underwriter Financial Lines bei Markel Insurance SE

Zyklizität des Versicherungsmarktes und
ihre Implikationen

Der Versicherungsmarkt durchläuft zyklische Phasen: „Harte Märkte“ mit reduzierten Kapazitäten und steigenden Prämien wechseln sich mit „weichen Märkten“ ab, die durch Konkurrenz und Lockerung der Bedingungen geprägt sind. Die massiven Prämiensteigerungen von 2019 bis 2022 gehen derzeit zurück, während Versicherungsbedingungen wieder gelockert werden.

Besonders in der D&O-Versicherung zeigt sich eine Diskrepanz zwischen realem Risiko und Prämienniveau. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich nicht verbessert – im Gegenteil: Steigende Insolvenzen, geopolitische Unsicherheiten und eine schwache Konjunktur erhöhen die Risiken für Unternehmensleiter. Dennoch wird Versicherungsschutz wieder großzügiger gewährt. Diese gegenläufige Entwicklung stellt die Stabilität der aktuellen Prämiengestaltung infrage.

Makroökonomische Unsicherheiten und steigende Haftungsrisiken

Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist von multiplen Krisen geprägt: geopolitische Spannungen (Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt), Inflation, restriktive Geldpolitik und schwache Konjunktur in Deutschland und der EU. Diese Faktoren erhöhen das Haftungspotenzial erheblich. Insolvenzrisiken steigen, regulatorische Vorgaben verschärfen sich, und klagende Aktionäre werden in unsicheren Zeiten prozessfreudiger.

2023 stiegen die Unternehmensinsolvenzen im deutschsprachigen Raum um 23% gegenüber dem Jahr davor – ein Trend, der laut Prognosen anhält. Zugleich wird das regulatorische Umfeld komplexer: ESG-Vorgaben, strengere Compliance-Anforderungen und wachsende Cyber-Risiken verstärken die Haftung von Vorständen und Geschäftsführern. Angesichts dieser Entwicklungen erscheint es fraglich, ob sinkende Prämien und gelockerte Bedingungswerke die tatsächlichen Risiken widerspiegeln.

Fehlende Nachhaltigkeit in der Prämiengestaltung?

Nachhaltigkeit in der Versicherungswirtschaft bedeutet nicht nur die Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte, sondern auch stabile, risikoadäquate Prämienmodelle. Die aktuelle Marktentwicklung könnte sich als kurzsichtig erweisen. Frühere abrupte Marktverhärtungen stellten bereits Herausforderungen für Versicherungsnehmer und Makler dar; eine erneute Korrektur könnte neue Verwerfungen verursachen.

Versicherer müssen daher eine langfristige Prämienstrategie verfolgen, die nicht von kurzfristigen Markttrends bestimmt, sondern durch fundierte Risikoanalysen gesteuert wird. Andernfalls droht eine erneute Überhitzung mit negativen Folgen für alle Marktteilnehmer.

Fazit: Ein Balanceakt zwischen Wettbewerb und Risikobewusstsein

Die aktuelle Entwicklung im D&O-Markt steht im Widerspruch zu den realen wirtschaftlichen Risiken. Während harte Märkte oft als herausfordernd empfunden werden, gewährleisten sie risikoadäquate Prämienstrukturen. Eine anhaltende „Marktweiche“ könnte hingegen dazu führen, dass Versicherer später drastische Korrekturen vornehmen müssen, wenn sich Schadenquoten verschlechtern.

Nachhaltige Prämienmodelle erfordern ein stabiles, langfristiges Underwriting, das sowohl Versicherungsnehmern als auch den realen Haftungsrisiken gerecht wird. Versicherer sollten aus der Vergangenheit lernen und für Kontinuität sorgen – nur so bleibt der D&O-Markt dauerhaft stabil und nachhaltig.

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