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Regularien: „Transparenz und Verständlichkeit kaum noch machbar“

Regularien: „Transparenz und Verständlichkeit kaum noch machbar“

20. August 2018

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3 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Können komplexe Versicherungsprodukte für Kunden verständlich sein? Regulatorische Anforderungen machen sämtliche Bemühungen wieder zunichte, meint Mag. Josef Adelmann, Vorstandsvorsitzender der ERGO Austria International AG und der ERGO Versicherung AG, im Interview mit AssCompact.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 20.08.2018

Die ERGO setze seit Jahren auf bessere Verständlichkeit des Themas Versichern. Dieses Bemühen trägt aber nur bedingt Früchte. „Wir versuchen es redlich, nur wird es tatsächlich immer schwieriger“, sagt Josef Adelmann im Gespräch mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger. Die regulatorischen Anforderungen würden „dermaßen viel an Information“ erfordern, dass Transparenz und Verständlichkeit „kaum noch gemeinsam machbar“ seien. „Ein Kunde wird durchaus geneigt sein, sechs oder sieben Seiten durchzulesen und sich über den Inhalt zu vergewissern. Wenn das Ganze aber 120 Seiten ausmacht, wird die Neigung schon sehr viel kleiner, sich im Detail mit dieser Fülle an Information auseinanderzusetzen.“ Man habe tatsächlich den Willen, für den Kunden transparenter und verständlicher zu sein. „Das geforderte Volumen und die Informationsdichte machen dieses Bemühen aber soweit wieder zunichte, dass es beim Kunden kaum ankommt.“

„Berater wird noch viele Jahre ganz oben stehen“

Ganz allgemein glaubt Adelmann, dass die Menschen zum Thema Versichern künftig „eine breite Palette an Zugängen“ haben werden. „Manche Menschen werden, weil sie sich inhaltlich mit dem Thema schon soweit beschäftigt haben, sich selbst zur richtigen Produktlösung hanteln.“ Auf absehbare Zeit werde das aber eine Minderheit bleiben. „Das Verhalten der Kunden wird sich so rasch nicht gravierend verändern. Auch in Zukunft wird es vielfach den Anstoß durch den Berater brauchen. Die Bedarfssituation muss dem Kunden immer noch nähergebracht werden.“ Insgesamt blickt Adelmann zuversichtlich in die Zukunft der Sparten Schaden/Unfall, Kranken- und Lebensversicherung. „Und der Berater wird bei der Verteilung des Geschäfts auf die einzelnen Vertriebsbereiche noch viele Jahre ganz oben stehen.“

„Politik muss gezielt etwas tun“

Auch die Lebensversicherung halte er „nach wie vor für eine ganz wesentliche Sparte“, deren Renaissance kommen werde. Auch wenn die Zinsen momentan zu „Nachdenkpausen“ führen, werde die Lebensversicherung ihre „wichtige Funktion“ auch in Zukunft behalten. „Österreich liegt mit einem Anteil der Lebensversicherungsprämien am BIP von rund zwei Prozent auf einem Niveau mit China und hier wird ein Aufschließen auf europäisches Niveau stattfinden. Deshalb sehe ich viel Platz und Potenzial für diese Sparte, sodass mir für deren Zukunft überhaupt nicht bang ist.“

Allerdings brauche es politische Förderungsmaßnahmen, um die „Abschlussneigung“ zu verstärken sowie ein entsprechendes Bewusstsein für die Notwendigkeit der zweiten und dritten Säule zu schaffen. „Hier wird die Politik gezielt etwas tun müssen, damit die beiden Säulen überhaupt tragfähig werden können und langfristig das Niveau dessen, was aus dem Steuertopf finanziert werden muss, auf einem vernünftigen Level gehalten werden kann.“

Das Vorstandsinterview lesen Sie in der nächsten AssCompact-Ausgabe.

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