Vor allem in den Wintermonaten haben Einbrecher leichtes Spiel. Der österreichische Versicherungsverband (VVO), das Bundeskriminalamt und das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) präsentierten im Rahmen einer Pressekonferenz Ergebnisse aus der aktuellen KFV-Täterstudie.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 22.11.2017
Die Anzahl der Anzeigen bei Wohnraumeinbrüchen ist 2016 im Vergleich zum Vorjahr um rund 16% auf 12.975 zurückgegangen. Im Schnitt wurden in Österreich pro Tag 35 Einbrüche verübt. Während die Zahl der Einbrüche sinkt, steigt der Anteil an Einbruchsversuchen deutlich an. Wurden im Jahr 2000 noch 23% der Einbrüche abgebrochen, waren es 2016 bereits 40%. „Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass Aufklärung und Bewusstseinssteigerung für Präventionsmaßnahmen wirken und dabei helfen die eigenen vier Wände sicherer zu machen“, sagt Hartwig Löger, Vorstandsvorsitzender von UNIQA Österreich und Vizepräsident des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.
Die meisten Einbrüche werden zu Tageszeiten verübt, an denen die meisten Bewohner nicht zu Hause sind – wie etwa am Vormittag oder in der Dämmerung. In den Wintermonaten ist die Zahl der Einbrüche höher als in den Sommermonaten.
Täter wählen Weg des geringsten Widerstandes
Um besser nachvollziehen zu können, wie Einbrecher ihre Tatorte auswählen, hat das KFV eine Studie durchgeführt. 50 Täter wurden anhand von qualitativen Interviews befragt und 150 Akten studiert. Das wenig überraschende zentrale Ergebnis: Einbrecher wählen in der Regel den Weg des geringsten Widerstands. Der überwiegende Teil der Einbrecher sucht Objekte per Zufallsprinzip aus und verfolgt vorrangig das Ziel, unter möglichst geringem Aufwand möglichst rasch „Beute“ zu machen. Es wird nach kleineren Wertgegenständen gesucht und mit einfachem Werkzeug (meist Schraubenziehern) gearbeitet – oder überhaupt erst direkt am Tatort nach offen herumliegenden Gegenständen, wie etwa einer Leiter, gesucht. Die bevorzugte Vorgehensweise, um in eine Wohnung zu gelangen, ist das Aufbrechen einer Tür oder eines Fensters. Zumeist agieren die Täter in kleineren Gruppen von zwei bis vier Personen.
Viele Türen und Fenster nicht verschlossen
Immer wieder ist das Aufbrechen von Türen oder Fenstern aber gar nicht notwendig: Einige Täter berichteten, dass sie immer wieder auf Objekte stoßen, bei welchen Türen und Fenster nicht abgeschlossen sind. „Offene Türen und Fenster und herumliegendes Werkzeug laden geradewegs zum Einbruch ein“, so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Bevorzugt wählen die Einbrecher Orte mit guter Anbindung, Häuser am Siedlungsrand, ungeschützte Häuser und uneinsehbare Eingänge sowie Wohnungen in den unteren bzw. oberen Stockwerken. Häufig frequentierte Örtlichkeiten, gut einsehbare Grundstücke und Anzeichen, die auf die Anwesenheit der Bewohner hindeuten, wirken hingegen abschreckend.
Die Täterstudie zeigt auch die hohe Relevanz von Sicherungsvorrichtungen. So berichtet einer der Befragten: „Sicherheitstüren gehen schon schwer auf, dafür benötigt man richtig gutes Werkzeug. Wir hatten ja nur, was wir so gefunden haben.“ Ein weiterer Befragter sagt: „Wenn das Haus eine Alarmanlage hat, gehe ich weiter.“
Rund 20% weniger Einbrüche
Die Polizei ermittle anhand spezifischer Analysesysteme laufend sich entwickelnde Kriminalitätshotspots in Österreich, erklärt der Direktor des Bundeskriminalamtes General Franz Lang. Rund um diese Hotspots setze man dann Fahndungsmaßnahmen und arbeite mit der Nachbarschaft zusammen. Diese Vorgehensweise hat sich bewährt – die Zahl der Dämmerungseinbrüche konnte 2016 im Vergleich zu den Vorjahren um rund 20% gesenkt werden. An mehr als 75% der Tatorten konnte die Polizei Spuren sichern.
Auch eigene Prävention kann die Einbruchsgefahr deutlich senken. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit hat für Privatpersonen eine Checkliste zum Einbruchsschutz erstellt.
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