Das Jahr 2018 sei ein „herausforderndes, aber auch sehr stabiles“ für die österreichische Versicherungswirtschaft gewesen, sagte Kurt Svoboda, Präsident des Versicherungsverbandes (VVO), bei der Präsentation der vorläufigen Bilanz. Dabei präsentierte er auch seine Erwartungen an die Politik.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 28.02.2019
Am österreichischen Markt sind per Ende 2018 insgesamt 126 Versicherungsunternehmen tätig, die rund 60.000 Mitarbeiter beschäftigen und ein jährliches Prämienvolumen von 17,3 Mrd. Euro erwirtschaften. Die Gesellschaften haben 111,1 Mrd. Euro an Kapitalanlagen in Staatsanleihen, Immobilien, Beteiligungen oder Aktien investiert. Die Österreicher haben rund 50. Mio. aufrechte Versicherungsverträge abgeschlossen – das sind etwas mehr als fünf Verträge pro Einwohner.
Deutliches Minus in der Lebensversicherung
„Insgesamt vermerkt die österreichische Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr ein Wachstum der Prämieneinnahmen um 1,2% auf 17,3 Mrd. Euro“, berichtete VVO-Generalsekretär Prof. Dr. Louis Norman-Audehove. Wachstumstreiber waren die Schaden-Unfallversicherung (plus 3,5% auf 9,5 Mrd. Euro) und die Krankenversicherung mit einem voraussichtlichen Plus von 4,3% auf 2,2 Mrd. Euro. In der Lebensversicherung sind die Prämien weiterhin zurückgegangen, nämlich um 3,6% auf 5,6 Mrd. Euro. Grund dafür ist vor allem der starke Rückgang der Einmalerläge um 14,7% auf 0,7 Mrd. Euro. Die laufenden Prämien verzeichneten ein Minus von 1,7% auf 4,9 Mrd. Euro. Eine untergeordnete Rolle spielt die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge mit insgesamt 1,2 Mio. Verträgen und einem Prämienvolumen von 0,8 Mrd. Euro.
Im Jahr 2018 zahlten die Versicherer 13,9 Mrd. Euro Leistungen an Kunden aus. Nach Sparten waren es 5,9 Mrd. Euro (minus 2,5%) im Schaden-Unfall-Bereich, 1,4 Mrd. Euro (plus 0,2%) in der Krankenversicherung und 6,6 Mrd. Euro (minus 7,6%) in der Lebensversicherung.
Die prognostizierte gute Wirtschaftsentwicklung sollte sich 2019 auch auf die Versicherungswirtschaft positiv auswirken, erwartet Svoboda. Das Gesamtprämienaufkommen sollte nach ersten Prognosen um etwa 1,5% auf rund 17,6 Mrd. Euro steigen.
Anreize für zweite und dritte Säule
VVO-Präsident Svoboda nutzte den Rahmen auch, um konkrete Erwartungen an die Politik zu formulieren. So sei der Ausbau der zweiten und dritten Säule der Pensionsvorsorge, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, noch nicht weit genug fortgeschritten. Gerade von der Steuerreform erwarte er die Schaffung von Anreizen, wobei verschiedene Möglichkeiten denkbar seine. „Wichtig ist, dass wir uns gemeinsam an einen Tisch setzen und überlegen, welche Anreizsysteme finanzierbar sind“.
DSGVO zu rasch umgesetzt
Außerdem fordern die Versicherer „gut designte“ Regularien, die zwar den Konsumentenschutz fördern, aber auch ein Gold Plating im Sinne einer zu schnellen Umsetzung vermeiden sollen. So sei etwa die DSGVO zwar „inhaltlich sehr gut“, doch die Geschwindigkeit in der Umsetzung habe Mitarbeiter und Kunden überfordert und dazu geführt, dass das Thema nun weitgehend negativ besetzt sei.
Bei der Digitalisierung müsse sich die Regulatorik an das Thema der technologischen Innovation anpassen, so Svoboda. So sehe etwa das österreichische Gesetz immer noch vor, dass Kunden bestimmte Informationen in Papierform bzw. per Post erhalten müssen.
Neue Modelle für Naturkatastrophen
Angesichts der Tendenz zunehmender Naturkatastrophen, die vor allem auch auf regionaler und lokaler Ebene immer häufiger auftreten, müssen Politik und Privatindustrie gemeinsam neue Modelle entwickeln. Im Rahmen eines „proaktiven Risikomanagements“ sollte in Kooperation stärker in Infrastruktur wie Lawinenverbauten und Hochwasserschutz investiert werden.
Foto: Verband d. Versicherungsunternehmen Ö/APA-Fotoservice/Hautzinger
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