Die Zürcher Kantonalbank Österreich AG erwartet für 2022 ein gutes Aktienjahr, wenn auch mit einer höheren Volatilität. Zwar ist das Wirtschaftswachstum im langjährigen Vergleich weiterhin überdurchschnittlich hoch, allerdings schreitet der Normalisierungsprozess nach den Pandemie-Folgen voran.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 04.02.2022
„Wir beobachten ein sich allmählich verlangsamendes Wirtschaftswachstum. Wichtig ist jedoch, dass dieses noch immer als überdurchschnittlich hoch einzustufen ist. Wie der Jahresanfang 2022 schon gezeigt hat, wird es jedoch vermehrt volatile Phasen geben, die kurzfristig die Nerven der Anleger auf die Probe stellen.“, erklärt Christian Nemeth, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG. Einige der unliebsamen Begleiterscheinungen der rasanten Erholung in Folge der Pandemie wie Engpässe bei Materialien und Grundstoffen sowie hohe Logistikkosten mildern sich bereits ab, während andere wie etwa Arbeitskräftemangel die Volkswirtschaften noch weiterhin beschäftigen. „Die sanfte Abbremsung des Wirtschaftswachstums ist gesund und skizziert den Weg in Richtung Normalisierung, nach der sich die Menschen auf mehreren Ebenen sehnen“, so Nemeth.
Aktien haben keine Angst vor gemäßigter, temporärer Inflation
Die rasche Erholung und der auf Hochtouren laufende Wirtschaftsmotor mit einer Nachfrage, die aufgrund der Engpässe nur schwer befriedigt werden konnte, haben die Inflation zuletzt angeheizt. Vor allem die Energiepreise haben sich hier als wesentlicher Faktor herauskristallisiert. „Wir sehen jedoch keine strukturell höhere Inflation, sondern diese wird sich, wenn auch nicht über Nacht, wieder in Richtung des Inflationsziels der Notenbanken von rund 2% bewegen“, unterstreicht Nemeth. Die zuletzt verzeichneten Preissteigungen stellen derzeit aus Aktiensicht kein allzu großes Risiko dar. Eine Betrachtung der Zahlen von 1969 bis heute zeigt auf, dass Aktien keine Angst vor moderater Inflation haben. Bis auf wenige Ausnahmefälle lagen die durchschnittlichen Jahreserträge wesentlicher Aktienindizes in US-Inflationsphasen im positiven Bereich. „Aktien funktionieren also im derzeitigen Umfeld als Schutz gegen Inflation, so lange diese nicht komplett aus dem Ruder läuft, was jedoch nicht zu erwarten ist“, sagt Nemeth.
Aktien fürchten auch Zinsschritte nicht
In den USA und in Großbritannien ist die Inflation derzeit zumindest so hoch, dass die Notenbanken Maßnahmen ergreifen. Daher steht dort eine Zinsnormalisierung bereits unmittelbar bevor bzw. wurde bereits eingeleitet. Die US-amerikanische Fed wird hier die Richtung vorgeben und versuchen, im Jahr 2022 gleich vier Zinsschritte unterzubringen. In Europa wird die Europäische Zentralbank abwartender reagieren als Ihr Notenbank-Pendant in Übersee. US-Aktieninvestments bleiben Nemeth zufolge trotz der Zinserhöhungen unverändert attraktiv: „Eine unberechtigterweise oft für bare Münze genommene Regel lautet, dass die Aktienkurse fallen, sobald die Zinsen steigen. Wir sitzen jedoch nicht in diesem Boot: Denn solange Unternehmen die Zinssteigerungen mit Gewinnen abfedern können – und das ist in einer Phase des noch immer kräftigen Wirtschaftswachstums absolut gegeben – herrscht ein vorteilhafter Fahrtwind für Aktienanleger.“
Foto oben: Christian Nemeth, Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG
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