zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

„Mammutaufgabe“ IDD soll nun verschoben werden

„Mammutaufgabe“ IDD soll nun verschoben werden

27. Oktober 2017

|

4 Min. Lesezeit

|

News-Recht & Wissen

Der Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments hat sich am Mittwoch für eine Verschiebung der IDD-Umsetzung auf 1. Oktober 2018 ausgesprochen. Bis dahin bleiben für Unternehmen noch einige Hürden zu meistern, betonten Experten bei der Herbstveranstaltung des Institut für Versicherungswirtschaft an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 27.10.2017

In einem Beschluss hält das EU-Parlament fest, „dass die Frist für die Umsetzung der Richtlinie (EU)2016/97 weiterhin am 23. Februar 2018 sein sollte, fordert die Kommission allerdings auf, einen Legislativvorschlag anzunehmen, in dem der Geltungsbeginn auf den 1. Oktober 2018 festgesetzt wird“.

Auch wenn den Unternehmen nun mehr Zeit bleiben dürfte, sind derzeit noch viele Umsetzungsfragen offen. Die bisher bekannten Eckpfeiler des neuen Rechtsrahmens bringen einen Paradigmenwechsel im Vertrieb von Versicherungsprodukten mit sich, zeigte sich Dr. Josef Stockinger, Vorsitzender des Versicherungsinstituts an der JKU, überzeugt. „Während Solvency II eine große Herausforderung für Spezialisten-Teams innerhalb der Unternehmen war, geht die IDD-Umsetzung in die volle Breite des Versicherungsbe- und vertriebs ― von der Entwicklung klar strukturierter Produkte bis hin zur kompletten Neuausrichtung der vertrieblichen Aufstellung. Die Umsetzung wird dadurch bis in die kleinsten Vertriebsbereich der Versicherungshäuser zur Mammutaufgabe.“

Die IDD könnte außerdem – da ihre Umsetzung viel Aufwand bringe und den Verkaufsprozess langwierig gestalte – zu einer Konjunkturbremse für die Versicherer werden, befürchtet Stockinger.

„Informations-Overkill“ für Kunden befürchtet

Den Spagat zwischen Kundenperspektive und wirtschaftlicher Rentabilität sieht auch Unternehmensberaterin Birgit Wastl von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG als größte Herausforderung.

„Mit Hochdruck sind die Versicherungshäuser daher bereits am Konkretisieren und Spezifizieren der IDD-Anforderungen.“ Neben dem Nachweis angemessener Kenntnisse und Fähigkeiten aller am Vertrieb direkt oder indirekt beteiligter Personen rückt vor allem das Thema Product Governance in den Fokus. Künftig ist ein schriftlich dokumentiertes Produktfreigabeverfahren zu schaffen. Neben der Definition von Kundengruppen und ihren einschlägigen Risken müssen alle sachgerechten Informationen zur Verfügung gestellt und Produkte und Vertriebsstrategien hinsichtlich ihrer Relevanz für die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden laufend evaluiert werden. Als Konsequenz wurden die Informations- und Aufklärungspflichten stark erweitert.

Branchenvertreter befürchten angesichts dieser erweiterten Regelungen einen massiven „Informations-Overkill“ für den Kunden. Parallel dazu werde mit dem sogenannten 2-Phasen-Verkauf ― Beratung und tatsächlicher Abschluss müssen mit zeitlichem Abstand erfolgen ― erheblich in den Verkaufsprozess eingegriffen.

Vermeidung von Interessenskonflikten

Vor allem der Einfluss von Anreizen und Anreizsystemen auf die Beratung und Empfehlung bestimmter Produkte und Dienstleistungen wird künftig stärker im Fokus der Aufsichtsbehörden stehen, wie Ludwig Pfleger, bei der der Finanzmarktaufsicht (FMA) für den Bereich des Versicherungsvertriebs zuständig, betont. Er begrüßt den neuen Ansatz des kollektiven Verbraucherschutzes – etwa die Informationspflichten (Basisinformationsblätter, KID, IPID usw.), die neuen Vorschriften zur Produktgestaltung (POG) und die ordnungsgemäße Umsetzung der Regeln zur Vertriebsvergütung. Den Unternehmen diene die Einhaltung der Informationspflichten und Wohlverhaltensregeln ganz wesentlich zur Reduzierung des Rechts- und Reputationsrisikos, so Pfleger.

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)