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„Versicherungsindustrie hat mit der Fondspolizze enorme Chancen“

„Versicherungsindustrie hat mit der Fondspolizze enorme Chancen“

08. Juli 2019

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4 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Die Lebensversicherung, seit Jahren das Sorgenkind der Branche. Warum man sich über enttäuschte Kunden nicht wundern darf und welcher Fehler immer wieder gemacht wird, verraten zwei Makler im Interview mit AssCompact.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 08.07.2019

Als „keinesfalls tot“ sieht Thomas Nußbaumer (l.), MBA, Geschäftsführer der exacta Versicherungsmakler GmbH & Co. KG, die klassische Lebensversicherung. „Im Gegenteil dazu stellen wir fest, dass gerade risikoaverse Kunden eine derartige Vorsorgelösung in einem turbulenten Markt- und Produktumfeld schätzen.“ Wolfgang Staudinger (r.), Geschäftsführer der Konzept³ Staudinger GmbH, ist hingegen überzeugt: „Im aktuellen Zinsumfeld macht die klassische LV absolut keinen Sinn. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass sich der (Zins-)Markt dramatisch verändert hat.“ Zeige man Kunden den Verlauf der Klassischen und den Inflationsverlust, sei schnell klar, dass dieses Produkt uninteressant sei.

Darüber „darf sich die Branche nun wirklich nicht wundern“

Über die zunehmende Skepsis der Kunden gegenüber Lebensversicherungen „darf sich die Branche nun wirklich nicht wundern“, meint Staudinger angesichts der Tarifverläufe mit gezillmerter Kostenstruktur. Man müsse dem Kunden zugestehen, dass nach zehn Jahren einmal geschaut wird: „Jetzt habe ich 12.000 Euro einbezahlt, wie hoch ist mein Rückkaufwert?“ Wenn nach zehn Jahren noch immer weniger „drauf“ ist als man bezahlt hat – und das beim Abschluss nicht ganz klar besprochen wurde – dürfe es nicht wundern, wenn Kunden enttäuscht sind und verkaufen.

Produkte „für manche Klienten zu komplex“

„Die Skepsis der Klienten ist unseres Erachtens eher auf mangelndes Vertrauen in die positive Entwicklung der Finanzmärkte zurückzuführen“, sagt Nußbaumer. „Der starke Abschwung aus dem Jahr 2008 wiegt immer noch schwer in den Köpfen der Klienten, weswegen das Thema ‚Garantien‘ stets zur Sprache kommt.“ Andererseits habe sich die Mehrzahl der der historischen Veranlagungen, die nicht im Zeitraum der Krise fällig wurden, durchaus positiv entwickelt – somit sei auch die Bereitschaft zur Wiederveranlagung höher.“

Vorsorgelösungen gebe es „mehr als genügend“, jedoch seien diese „für manche Klienten schon zu komplex“ und würden „vom eigentlichen Fokus der Rentenvorsorge“ ablenken. „Ob sich nun die Hybrid-Produkte mit der Gewinnveranlagung in der klassischen Lebensversicherung durchsetzen können, muss sich zeigen“, so Nußbaumer. „Wünschenswert ist es in jedem Fall, dass sich die Politik darüber Gedanken macht, wie die drei Säulen der Vorsorge auch in Österreich im Bereich der zweiten und dritten Säule stärker ausgebaut und begünstigt werden können.“

Die „eierlegende Wollmilchsau“ gibt es nicht

„Die Versicherungsindustrie hat mit der Fondspolizze enorme Chancen“, betont Staudinger. Voraussetzung: Es werden „nicht immer wieder die gleichen Fehler begangen“, nämlich zu versuchen, die „eierlegende Wollmilchsau“ zu erfinden. „Hohe Ertragschance UND Garantie gibt es nicht. Punkt. Das haben schon so viele reale Beispiele gezeigt. Trotzdem werden aber immer wieder neue Produkte mit diesem Schlagwort auf dem Markt gebracht, mit denen aber Kunden enttäuscht werden.“ Staudinger plädiert für „Mut zur klaren Sprache“: Rendite sei nur mit „Eigentum“ in aktiennotierten Unternehmen möglich und diese Märkte seien sehr volatil. „Es gibt nichts gratis. Wenn Kunden das verstanden haben, wird sich die Anlagekultur in Österreich auch ändern – und das ist in vielerlei Hinsicht sehr wichtig.“

Das Interview lesen Sie in der AssCompact Juli-Ausgabe.

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