Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die Zahlen bei den Firmen- und Privatinsolvenzen für das Jahr 2024 in Österreich analysiert. Demnach stiegen die Firmeninsolvenzen um knapp 22% – von 5.490 auf 6.693 Verfahren –, was etwa 26 Insolvenzen pro Werktag entspricht. Besonders im Branchenbereich Kredit- und Versicherungswesen nahmen die Fälle von 107 auf 175 zu (plus 68 Fälle, 63,6%). Gleichzeitig sank die Zahl der Privatinsolvenzen um 1%.

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 24.02.2025
Im Jahr 2024 wurden in Österreich insgesamt 6.693 Firmeninsolvenzen verzeichnet – ein Anstieg um 1.203 Fälle (21,9%) im Vergleich zu 5.490 Fällen im Vorjahr. Innerhalb dieser Gesamtzahl wurden 4.152 Insolvenzanträge eröffnet. Davon entfielen 3.542 Verfahren auf eröffnete Konkursverfahren, was einen Zuwachs von 587 Fällen (19,9%) gegenüber 2.955 Fällen im Vorjahr bedeutet. Ergänzt wurden diese Zahlen durch 77 eröffnete Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung (Plus 24, 45,3%) und 533 ohne Eigenverwaltung (Plus 127, 31,3%). Zudem wurden 2.541 Verfahren mangels Vermögens abgewiesen – ein Anstieg um 465 Fälle (22,4%). Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind gravierend: Es resultieren Verbindlichkeiten in Höhe von rund 19 Mrd. Euro, und etwa 25.000 Arbeitsplätze sind betroffen.
Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer des bevor-rechteten Gläubigerschutzverbandes Österreichischer Verband Creditreform:
"Österreich befindet sich in einer anhaltenden Rezession, die sich ohne zeitliche Verzögerung auf die Unternehmen in Form von Schließungen und Insolvenzen niederschlägt. Der wichtigste Handelspartner Deutschland hustet und Österreich bekommt die Grippe. Dazu kommen selbstverschuldete Gründe wie hohe Lohnstück- und Energiekosten, eine überbordende Bürokratie und Regulatorik."
Bundesländervergleich: Stärkste Zuwachs verzeichnet das Burgenland
Die regionalen Zahlen zeigen deutliche Unterschiede: In Wien wurden 2.468 Insolvenzen registriert – ein Anstieg um 508 Fälle gegenüber 1.960, was einer Zunahme von 25,9% und einer Quote von 24,1 pro 1.000 Unternehmen entspricht. Niederösterreich verzeichnete einen moderaten Anstieg von 1.082 auf 1.127 Fälle (plus 45, 4,2%, Quote 12,1). Das Burgenland erlebte einen besonders markanten Zuwachs von 181 auf 289 Fälle (plus 108, 59,9%, Quote 16,7), während in der Steiermark die Zahlen von 623 auf 774 Fälle (plus 151, 24,2%, Quote 11,7) anstiegen. Auch Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg meldeten deutliche Zuwächse, wobei die durchschnittliche Insolvenzquote landesweit bei 14,0 pro 1.000 Unternehmen liegt.
Branchenvergleich: Auffälliger Anstieg im Kredit- und Versicherungswesen
Im Branchenvergleich ergeben sich differenzierte Entwicklungen: In der Sachgütererzeugung stiegen die Fälle von 221 auf 281 (plus 60, 27,1%, Quote 10,7), im Bauwesen von 844 auf 1.062 (plus 218, 25,8%, Quote 30,9) und im Handel von 1.102 auf 1.199 (plus 97, 8,8%, Quote 14,3). Auch im Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung sind signifikante Zuwächse zu verzeichnen. Besonders auffällig ist jedoch der Sektor Kredit- und Versicherungswesen, in dem die Insolvenzen von 107 auf 175 stiegen – ein Plus von 68 Fällen, was einem Anstieg von 63,6% entspricht (relative Quote 15,7). Ergänzend nahm auch der Bereich unternehmensbezogene Dienstleistungen zu – von 847 auf 1.091 Fällen (plus 244, 28,8%, Quote 10,9) –, während die übrigen Branchen von 1.099 auf 1.364 Fälle (plus 265, 24,1%, Quote 9,8) zulegten.
Privatinsolvenzen bleiben stabil
Die Analyse der Privatinsolvenzen zeigt ein nahezu stabiles Bild. So sank die Gesamtzahl der Verfahren um 1,0% von 9.727 auf 9.634, wobei rund 8.812 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet wurden und die mangels Vermögens abgewiesenen Insolvenzen von 862 auf 822 zurückgingen.
Gerhard M. Weinhofer:
"Der nach wie vor herrschende Arbeitskräftemangel, hohe Gehaltsabschlüsse und zahlreiche staatliche Förderungen bewirken einen Rückgang bei den Privatinsolvenzen. Während vielen Unternehmen die Luft ausgeht, ist die Rezession bei vielen Österreicherinnen und Österreichern noch nicht angekommen. Eine paradoxe Entwicklung in diesen Krisenzeiten."
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