zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

Creditreform KMU-Umfrage: Wirtschaftskrise setzt sich fort

(Bild: ©Dilok - stock.adobe.com)

Creditreform KMU-Umfrage: Wirtschaftskrise setzt sich fort

19. Dezember 2024

|

4 Min. Lesezeit

|

Im Blickpunkt

Die Rezession trifft den Mittelstand mit voller Wucht. Viele Unternehmen verzeichneten massive Auftrags- und Umsatzverluste und reagierten mit Personalabbau. Dies geht aus der aktuellen Herbststudie der Creditreform Wirtschaftsforschung hervor, in welcher rund 1.400 österreichische KMU befragt wurden.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 19.12.2024

Der Studie zufolge stehen mittelständische Unternehmen derzeit unter erheblichem Druck und sind stark verunsichert. Die Investitionsbereitschaft hat einen historischen Tiefpunkt erreicht. „Die Wirtschaftskrise ist tiefer und wird länger anhalten als erwartet. 2024 wird somit das zweite Jahr in Folge sein, in dem die Wirtschaftsleistung schrumpft“, fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer vom Österreichischen Verband Creditreform, die Ergebnisse zusammen.

Das Creditreform Klimabarometer für den Mittelstand, basierend auf den Umfrageergebnissen, bleibt weiterhin deutlich im negativen Bereich. Der aktuelle Wert von minus 9,9 Punkten (Vorjahr: minus 4,9 Punkte) verdeutlicht eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage. Besonders betroffen sind das Verarbeitende Gewerbe sowie der Handel.

Flaute im Sommerhalbjahr

Im Zuge der Rezession erlitten die Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten erhebliche Auftrags- und Umsatzeinbußen. Fast jeder zweite Befragte (49,2%) meldete rückläufige Aufträge, während nur 11,0% ein Auftragsplus verbuchen konnten (Vorjahr: 12,4%). Auch die Umsatzentwicklung verlief alarmierend: 43,2% der Unternehmen verzeichneten hier Rückgänge (Vorjahr: 38,9%). Lediglich 16,7% der Befragten erzielten Umsatzgewinne (Vorjahr: 20,5%). Dies stellt die schlechteste Umsatzentwicklung seit 25 Jahren dar.

„Die Prognosen der Mittelständler für die kommenden Monate bleiben düster. Eine schnelle und deutliche Erholung der Konjunktur ist nicht in Sicht“, sagt Weinhofer. Es gebe jedoch etwas Hoffnung, da sich die Auftragserwartungen langsam aufhellen. Die Talsohle der Rezession könnte somit Ende 2024 oder Anfang 2025 erreicht werden. Derzeit rechnen jedoch nur 14,6% der Befragten im nächsten Halbjahr mit einem Umsatzplus, während 36,4% weiterhin von Rückgängen ausgehen. Besonders pessimistisch zeigt sich die Bauwirtschaft.

Personalabbau verstärkt sich

In den letzten sechs Monaten haben 28,6% der Unternehmen ihre Belegschaft verkleinert, während nur 11,9% neue Mitarbeiter eingestellt haben. Besonders stark war der Personalabbau im Bau und im Verarbeitenden Gewerbe, wo jeweils etwa ein Drittel der Unternehmen Stellen gestrichen hat. Auch die Personalplanungen für die Zukunft sind zurückhaltend. Es ist zu erwarten, dass die Beschäftigtenzahl im Mittelstand weiter sinkt. Die Investitionsbereitschaft befindet sich auf einem historischen Tiefstand: Nur 31,4% der Unternehmen planen in der nächsten Zeit Investitionen, was einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (42,8%) darstellt. Vor allem die unsicheren Konjunkturaussichten bremsen die Investitionsvorhaben.

Einbruch bei den Erträgen – Insolvenzen steigen

„Fehlende Aufträge, rückläufige Umsätze und hohe Kosten belasten die Ertragslage der Unternehmen. In den letzten Monaten war kaum eine Ertragssteigerung zu verzeichnen“, so Konjunkturforscher Weinhofer. Der Mittelstand steht auch aufgrund einer Verschlechterung der Zahlungsmoral unter Druck. Forderungslaufzeiten von bis zu 60 Tagen sind keine Seltenheit mehr. Zudem berichteten die Unternehmen häufiger als im Vorjahr von Forderungsausfällen, die mehr als 1,0% des Umsatzes betragen und somit zunehmend die Liquidität gefährden.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Österreich um 22,8% auf 4.931 Fälle. Besonders stark war der Anstieg im Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie in der Sachgütererzeugung und im Bauwesen. Regional gesehen verzeichnete das Burgenland mit einem Plus von 59,7% den größten Zuwachs. „Viele Unternehmen stehen aktuell unter starkem Kostendruck und sehen sich einer rückläufigen Nachfrage gegenüber. Der Anstieg der Insolvenzen ist daher wenig überraschend“, erklärt Weinhofer.

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)