In Österreich bereiten Regulierung und Niedrigzinsen den Versicherern mehr Sorgen als anderswo. Die weltweite Grundstimmung in der Branche sei so schlecht wie seit 2007 nicht mehr, heißt es in einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens PwC.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 26.08.2019
Die Studie „Insurance Banana Skins“, die seit 2007 im Zweijahresrhythmus durchgeführt wird, basiert auf 927 Befragungen in 53 Ländern, darunter 30 Befragte aus Österreich. Demnach war seit Beginn der Untersuchungsreihe 2007 die Grundstimmung der globalen Versicherungsbranche noch nie so negativ wie heuer. Grund dafür seien die Herausforderungen durch den technologischen und strukturellen Wandel. Den österreichischen Versicherungsunternehmen bereiten vor allem fünf Themenbereiche Sorgen.
1. Regulierung
Das regulatorische Risiko lag 2017 noch auf Platz 3 und hat jetzt die Niedrigzinsen an der Spitze abgelöst (weltweit: Platz 4). Die hohen Kosten für Bürokratie und Compliance-Maßnahmen bereiten österreichischen Versicherern Sorgen. Auch die zunehmende Marktkonzentration wird skeptisch betrachtet. Kleine Versicherer hätten aufgrund des regulatorischen Aufwands und Kostendrucks keine Überlebenschance. Dies führe zu einer Art Oligopolmarkt, der möglicherweise nicht mehr alle Kundenbedürfnisse befriedige.
2. Veränderungsmanagement
Die befragten Versicherer befürchten Schäden durch unzureichendes Veränderungsmanagement (weltweit: Platz 3). Zweifel gibt es vor allem, ob die Branche über die nötige Anpassungsfähigkeit verfügt.
3. Technologie
Die notwendige Modernisierung von Unternehmen und Technologien stellt die drittgrößte Sorge für Österreichs Versicherungswirtschaft dar – weltweit liegt sie auf dem ersten Rang. Viele Branchenakteure setzen auf alte Geschäftsmodelle und IT-Infrastrukturen und werden neuen Herausforderungen nur unzureichend gerecht.
4. Niedrige Zinssätze
Weit über dem internationalen Durchschnitt (Platz 10) machen sich österreichische Befragte Sorgen über niedrige Zinssätze. Sie geben an, dass diese die Renditen niedrig halten und Vermögensblasen erzeugen könnten.
5. Cyberkriminalität
Die Bedenken gegenüber Cyberkriminalität haben im Vergleich zu früheren Umfragewerten zugenommen, weltweit landet das Thema sogar auf Platz zwei. Aufgrund der Menge an wertvollen Daten, über die sie verfügt, ist die Versicherungsbranche ein verlockendes Ziel für Cyber-Angriffe.
Die Herausforderungen hinsichtlich Technologie, Cyberkriminalität und Veränderungsmanagement zählen weltweit zu den größten Sorgen. Auch der Anstieg des regulatorischen Risikos ist eine gemeinsame Sorge in allen Regionen. In Europa ist die Besorgnis über die wirtschaftlichen Bedingungen, wie den Ausblick für die Weltkonjunktur und die Zinssätze, am höchsten. In den USA wird hingegen das politische Risiko am sorgenvollsten eingestuft, hauptsächlich ausgelöst durch die zunehmend populistische Politik. Auch der Klimawandel liegt mit Ausnahme des asiatisch-pazifischen Raums in allen Regionen weit vorne.
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