Werden die Zentralbanken 2024 die Zinsen senken? Wie können sich Anleger auf unsichere Wachstumsaussichten einstellen? Und ist der KI-Optimismus ein vorübergehender Trend? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, stellt Generali Investments die neuesten Einschätzungen der spezialisierten Vermögensverwaltungsgesellschaften der Generali Investments-Plattform vor, die einen Ausblick auf die Risiken und Chancen des Jahres 2024 geben.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 22.12.2023
Duration und IG European Credit können die Rendite im Jahr 2024 optimieren
Mauro Valle, Head of Fixed Income, Generali Investments Partners:
"Nach der Abwärtsbewegung der letzten Wochen dürften die Zinsen in der Eurozone noch einige Monate lang in einer Bandbreite verharren, bis sich das makroökonomische Szenario weiter bestätigt. Da sich das Wachstum wahrscheinlich in seiner schwächsten Phase befindet, wird für die Jahreshälfte 2024 eine Erholung erwartet, die den europäischen Krediten zugutekommen dürfte.
Die derzeitige Umkehrung der Renditekurve in der Eurozone spiegelt die Erwartungen des Marktes in Bezug auf künftige Zinssenkungen wider. Wenn die Zentralbank ihre Absicht signalisiert, die Geldpolitik zu lockern, dürfte die Renditekurve steiler werden, wobei sich der Spread für 2- bis 10-jährige Anleihen in der Eurozone ausweitet und Anleihen mit mittlerer bis kurzer Laufzeit wahrscheinlich besser abschneiden.
Angesichts der günstigen Aussichten sind wir der Meinung, dass Anleger das derzeit hohe Zinsniveau nutzen sollten, um ihre Renditen zu optimieren. Wir halten italienische BTPs weiterhin für eine gute Möglichkeit, die Renditen im Jahr 2024 zu maximieren und streben eine Rendite von rund 4 Prozent an. Gleichzeitig wäre eine Erhöhung der Duration eine nützliche Diversifizierungsstrategie angesichts eines risikoarmen Umfelds oder erhöhter Volatilität."
Drohende Verzweigungen können eine ergiebige Quelle für Long-Short-Kreditmöglichkeiten darstellen
Simon Thorp, CIO Fixed Income, Aperture:
"Sollten sich die makroökonomischen Bedingungen gegenüber dem derzeitigen Stand verschlechtern, was sich auf die Einnahmen der Unternehmen auswirken könnte, könnte die Liquidität sowohl versiegen als auch sehr selektiv werden. Die Ausfallraten steigen bereits, insbesondere in den USA (fast 5 Prozent gegenüber weniger als 2 Prozent im Jahr 2022). Die Kreditspreads fangen gerade erst an, diese sich entwickelnde Dynamik zu berücksichtigen. Risse im Markt zeigen sich in der Regel 18 bis 24 Monate nach der ersten Zinserhöhung, was den Anlegern einen wertvollen Zeitrahmen bietet, um ihre Strategien entsprechend zu überwachen und anzupassen.
Da die Zentralbanken möglicherweise nicht in der Lage sind, die Märkte mit weiteren Stimulierungsmaßnahmen zu retten (da die aktuelle Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP bereits zu hoch ist), sind wir der Ansicht, dass sich der Gegenwind, den die Anleger für 2023 erwartet haben, wahrscheinlich 2024 manifestieren wird. In einer immer komplexeren und unvorhersehbareren Welt sind wir der Meinung, dass Anleger von flexiblen Strategien profitieren, die schnell auf sich verändernde Ereignisse reagieren können."
Warum die Chance der Energiewende einen multistrategischen Ansatz erfordert
Mauro Ratto, Co-Founder und Co-Chief Investment Officer, Plenisfer Investments:
"Insbesondere der Megatrend Energiewende ist für uns von Bedeutung. Hier sollten Unternehmen profitieren, die ein nachhaltiges Wachstum bieten können, das durch die globalen Bemühungen um Klimaziele unterstützt wird. Energie ist ein Rätsel, das auf verschiedene Art und Weise angegangen werden muss und einen diversifizierten Ansatz erfordert. Vor allem Rohstoffe sind von zentraler Bedeutung. Während sich eine allgemeine Konjunkturabschwächung auf die traditionellen Rohstoffe des industriellen Zyklus auswirken kann, dürften diejenigen, die für die Elektrifizierung von entscheidender Bedeutung sind, wie Kupfer und Uran, stark bleiben. Längerfristig gesehen haben sie weiteres Aufwärtspotenzial, wenn die Kernenergie als Teil der Lösung für die Dekarbonisierung akzeptiert wird.
Auch für die Schwellenländer, die von einer Normalisierung der globalen Wachstumstrends profitieren, sind wir konstruktiv. Eine sorgfältige Analyse der wirtschaftlichen Stabilität und der Wachstumsaussichten ist jedoch unerlässlich. So wächst Indien beispielsweise weiterhin rasant, während sich das Wachstum in China zu normalisieren beginnt. Südostasien und Lateinamerika sind für uns besonders interessant, da sie stark von Rohstoffen abhängig sind. Diese sind, wie bereits erwähnt, für die Energiewende von zentraler Bedeutung.
Die Welt hat mit der Komplexität der sich verändernden geopolitischen und wirtschaftlichen Dynamik zu kämpfen. Wir sind der Ansicht, dass ein Multi-Strategie-Ansatz, der die miteinander verflochtenen Herausforderungen berücksichtigt, entscheidend ist, um Renditen zu erzielen und gleichzeitig Risiken zu minimieren.“"
Eine goldene Gelegenheit für europäische Privatanleihen
Sandrine Richard, Head of Private Debt bei Generali Investments Partners:
"Das unsichere makroökonomische Umfeld kann auch Chancen für starke Unternehmen bieten, weiter zu wachsen, beispielsweise durch die Übernahme von Konkurrenten zu niedrigeren Preisen. Und während die Inflation und steigende Energiepreise zweifellos die Rentabilität der Unternehmen belasten, gibt es auch positive Aspekte für die private Verschuldung. Viele Unternehmen reduzieren den Verschuldungsgrad, um die höheren Finanzierungskosten aufzufangen, wodurch das Ausfallrisiko minimiert wird und konservativere Anleger davon profitieren. Für Anleger, die höhere Renditen bei geringerem Leverage-Risiko anstreben, sind variabel verzinsliche Schuldtitel bis 2024 besonders attraktiv, da sie das Durationsrisiko und die Portfoliovolatilität in Zeiten höherer Euro-Zinsen abmildern können.
Bei der Auswahl der Anlagen ist die Energiewende von entscheidender Bedeutung und betrifft fast alle Unternehmen. Wir konzentrieren uns auf Unternehmen, die zu diesem Wandel beitragen oder davon profitieren können, entweder als Kunden, Lieferanten, Produzenten oder als Teil des Finanzökosystems.
Die zunehmende Integration von KI in Unternehmen ist ein weiteres, schnell wachsendes Thema. Unternehmen, die sich diesen Technologiesprung zunutze machen können, werden von schnelleren Prozessen und Entscheidungen profitieren. Eine solide Due-Diligence-Prüfung, bei der ESG-Faktoren eine zentrale Rolle spielen, ist jedoch unerlässlich, um festzustellen, welche Unternehmen in der Lage sind, KI nicht nur erfolgreich, sondern auch verantwortungsvoll zu integrieren, insbesondere im Finanzsektor.
Schließlich sind wir nach wie vor der Meinung, dass Europa mit seiner Vielfalt an wirtschaftlichen Triebkräften und spezialisierten Industriesegmenten in jedem Land einen einzigartigen Wachstumsmarkt und eine einzigartige Gelegenheit zur Diversifizierung und Selektivität von Portfolios darstellt."
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