Zwar sind körperliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz in den letzten 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Dennoch ist das Risiko Burnout überaus präsent. Ein Drittel fühlt sich zumindest leicht gefährdet, wie der aktuelle Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich zeigt.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 23.05.2017
Für viele Beschäftigte wird es zunehmend schwierig, berufliche Anforderungen mit dem Privat- und Familienleben in Einklang zu bringen. Diese Belastungen sind für knapp ein Drittel der Beschäftigten zu hoch. Betroffen sind vor allem Menschen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben: In dieser Gruppe gibt sogar fast die Hälfte der Beschäftigten an, unter zu hohen Arbeitsbelastungen zu leiden.
Pflichtschul-Absolventen eher gefährdet
Ein Drittel sieht sich im derzeitigen Job zumindest leicht Burnout-gefährdet. Fast vier von zehn Beschäftigten machen sich Sorgen um Kollegen. Wegen eines Burnouts waren bisher 6% der Arbeitnehmer im Krankenstand, bei Absolventen einer Pflichtschule ist der Anteil doppelt so hoch.
Rund 60% der Beschäftigten geben an, Burnout sei in ihrem Betrieb derzeit kein Thema. Während in 38% der Betriebe die Beschäftigten über Burnout sprechen, ist die Krankheit in nur 19% der Firmen ein Thema für die Unternehmensleitung.
Psychischer Stress durch Zeit- und Arbeitsdruck
Ein Viertel der Beschäftigten fühlt sich durch Zeitdruck belastet, etwa ein Sechstel durch ständigen Arbeitsdruck. Jeder Zehnte empfindet technische oder organisatorische Änderungen sowie wechselnde Arbeitsabläufe als stressig. Betrachtet man zeitlichen und organisatorischen Stress gemeinsam, fallen einige Berufsgruppen mit besonders hoher Belastung auf: Textilarbeiterinnen, Pflegekräfte und Bauarbeiter.
52% der Beschäftigten machen gelegentlich, 17% sogar häufig Überstunden. Vor allem Männer, öffentlich Bedienstete, leitende Angestellte sowie Facharbeiter müssen häufiger über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus arbeiten. Nach Branchen stechen das Bauwesen, der Bereich Verkehr/Nachrichtenwesen sowie der Tourismus mit überlangen Arbeitszeiten hervor.
Belastungsgrenzen haben sich verschoben
In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Beschäftigten, die unter keinen körperlichen oder psychischen Belastungen leiden, stark gestiegen. So spüren 38% keinerlei Zeitdruck, während es 1997 nur 17% waren. Der Anteil jener Personen, die keine seelisch belastende und aufreibende Arbeit haben, ist von 30 auf 60% gestiegen. Diese positive langfristige Entwicklung dürfe laut Studie nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stress in der Arbeit ein weit verbreitetes, problematisches Phänomen ist. Die subjektiv geringere Belastung zeige auch, dass sich die Belastungsgrenzen verschoben haben und Stress heutzutage für viele schon zum normalen Arbeitsalltag gehört.
Über die Studie
Der Arbeitsklima Index wird seit dem Frühjahr 1997 zweimal jährlich berechnet und basiert auf Umfragen unter rund 4.000 österreichischen Arbeitnehmern pro Jahr. Nachdem der Index Anfang 2016 ein Rekordtief erreicht hatte (104 Punkte), erholte er sich zuletzt wieder und liegt nun bei 108 Punkten. Mehr Optimismus zeigen die Beschäftigten vor allem gegenüber der wirtschaftlichen Zukunft des Landes und des Betriebs, den Karriere- und Aufstiegschancen sowie der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten.
Der persönliche Zufriedenheitsindex kann online berechnet werden.
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