Der ÖVM Österreichische Versicherungsmaklerring hat bei den drei Marktführern nachgefragt, warum die private Krankenversicherung heuer so viel teurer geworden ist.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 24.02.2023
Wer eine private Kranken-Zusatzversicherung abgeschlossen hat, muss heuer besonders hohe Tarifanpassungen in Kauf nehmen.
ÖVM-Präsident Ing. Alexander Punzl
"Sowohl Kund:innen als auch Versicherungsmaklerkolleg:innen fragen bei uns nach, warum die Krankenversicherungen 2023 unverhältnismäßig hoch angepasst werden."
Die gesetzlichen Grundlagen für die Wertanpassungen von Leistungen und Prämien findet sich grundsätzlich im Versicherungsvertragsgesetz, wobei hier auch die strenge Überprüfbarkeit durch Finanzmarktaufsicht und weitere öffentliche Institutionen festgelegt ist. (§ 178f VersVG)
Der ÖVM hat jene drei Versicherungsunternehmen, die das größte Volumen an privaten Kranken-Zusatzversicherung in Österreich verwalten, gebeten, dazu Stellung zu nehmen.
Peter Eichler, Vorstand bei UNIQA Insurance Group AG:
"Die aktuelle Entwicklung von hoher Inflation, Energiekrise bis hin zu Zinspolitik schlägt sich verstärkt auf das Gesundheitswesen durch. Von Krankenhäusern und Ärzten sind wir mit zweistelligen Preissteigerungen konfrontiert. In sehr zähen Verhandlungen ist es uns dennoch gelungen, die Abschlüsse deutlich auf ein noch immer schwer erträgliches Ausmaß zu drücken. Die daraus resultierenden Preissteigerungen haben wir bei der Prämienerhöhung nicht zur Gänze an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben, dennoch erreichen die Prämienanpassungen heuer eine Höhe, die das gewohnte Ausmaß deutlich übersteigt."
Christian Kladiva, Vorstandsdirektor Merkur Versicherung AG:
"Aufgrund der langwierigen und teilweise auch schwierigen Verhandlungen mit unseren Vertragspartnern für das Jahr 2023, welche dadurch im Vergleich zu den Vorjahren erst relativ spät abgeschlossen werden konnten, haben wir uns dazu entschieden, unsere KV-Tarifanpassung nicht wie in der Vergangenheit üblich mit 1.1. sondern diesmal mit 1.4. umzusetzen. Generell gilt, dass die bekannter Weise hohe Inflationsentwicklung im abgelaufenen Jahr die Ausgangsgrundlage für die Vertragsverhandlungen mit den Krankenhausträgern und Ärztekammern betreffend die Hauskosten- und Arzthonorarerhöhungen darstellte. Hinzu kommt die bekannt angespannte Personalsituation im Ärzte- und Pflegebereich, welche sich mit hohen Kollektivvertragsabschlüssen bzw. Gehaltsanpassungen niederschlagen; die Abschlüsse liegen für 2023 daher weit über dem langjährigen Durchschnitt."
Thomas Kuchlbacher leitet die Krankenversicherung der WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG:
"Die heurigen Tarifanpassungen begründen sich durch Preissteigerungen und bei den ambulanten Tarifen zusätzlich noch durch die gesteigerte Häufigkeit der Inanspruchnahme von Leistungen. Verträge mit vielen Krankenhäusern mussten unterjährig neu verhandelt werden, um die Kostendeckungsgarantie sicherzustellen. Die Neugeschäftsprämien unserer Krankenhauskostenversicherungen haben sich im Jahr 2023 – abhängig vom Bundesland und Tarif – zwischen 6% und 8% erhöht, nachdem die Wiener Städtische im Jahr 2022 die Prämien für Krankenhauskostenversicherungen nicht angepasst hat. Die Prämien für unsere Privatarzttarife (ambulant) haben wir zwischen 3% und 8% angepasst. Die Prämienerhöhungen für Bestandskund:innen dieser beiden Tarifgruppen haben wir mit 10% begrenzt."
ÖVM-Präsident Ing. Alexander Punzl rät:
"Auch wenn die Prämienerhöhungen schmerzlich sind – man sollte keinesfalls die vorgeschlagene neue Prämie ablehnen."
Die Nichtannahme steht zwar jedem Versicherten zu, aber dadurch verliert man das Recht auf Direktverrechnung mit den Vertragskrankenhäusern, muss jedes Mal auf eigene Kosten in Vorleistung gehen und bekommt nicht die vollen Kosten vom privaten Krankenversicherer ersetzt.
Die Kranken-Zusatzversicherung wegen eines finanziellen Engpasses zu kündigen ist auch nicht ratsam, da ein Wiedereinstieg nur mit Hindernissen oder im Worst Case gar nicht mehr möglich ist.
Punzl dazu:
"Befristete finanzielle Engpässe kann man mit einer sogenannten Anwartschaftsvereinbarung abfedern."
Jedenfalls sollte man sich umfassend und unabhängig beraten lassen, vielleicht gibt es anderweitig Optimierungspotential.
Foto oben: ÖVM-Präsident Ing. Alexander Punzl
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