Die Vienna Insurance Group (VIG) erwartet angesichts der vorläufigen Zahlen „eine durchgängig positive Bilanz“ für das Geschäftsjahr 2016. Auf Basis der „Agenda 2020“ will die Gruppe die Kranken- und Rückversicherung, aber auch den Bankenvertrieb deutlich stärken.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 23.03.2017
„Alle wesentlichen Ziele für 2016 haben wir erreicht“, zeigt sich VIG-Vorstandsvorsitzende Prof. Elisabeth Stadler zufrieden. Ziel für 2016 war es, den Gewinn vor Steuern zumindest zu verdoppeln und auf bis zu 400 Mio. Euro zu steigern. „Wir haben uns am obersten Zielrahmen orientiert und den Gewinn (vor Steuern) mit 406,7 Mio. Euro weit mehr als verdoppelt.“
Fondsgebundene Produkte im Anstieg
Das vorläufige Prämienvolumen ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,3% auf 9.051 Mio. Euro gestiegen, ohne Einmalerläge um 4,4%. Dem Prämienplus in allen Sparten steht ein Minus von 19,2% bei den Einmalerlägen in der Lebensversicherung gegenüber – hier habe man in den meisten Märkten eine restriktive Annahmepolitik verfolgt. Im Leben-Geschäft fokussiere sich die VIG klar auf fonds- und indexgebundene Lebensversicherungen, so Stadler. Deren Anteil am gesamten Leben-Volumen sei in den letzten fünf Jahren von 25,5% auf knapp 35% gestiegen, sie machten 41% am Neugeschäft 2016 aus.
Stabile Combined Ratio, schlechteres Finanzergebnis
Die Combined Ratio liegt mit 97,3% auf dem Vorjahresniveau. Die Kostenquote verbesserte sich von 30,6% auf 30,4%. Die Schadenquote stieg von 66,7% auf 66,9%. Das Finanzergebnis der VIG ist mit 959 Mio. Euro um 7,8% niedriger als 2015. Grund dafür seien vor allem niedrigere realisierte Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen bei Anleihen und Ausleihungen sowie bei Aktien.
Der Vorstand wird den Gremien für das Geschäftsjahr 2016 eine Erhöhung der Dividende von 60 auf 80 Cent pro Aktie – um 33% mehr – vorschlagen. Damit bleibt die VIG der seit 2005 verfolgten Dividendenpolitik mit einer Mindestausschüttung von 30 Prozent des Netto-Konzerngewinns nach Minderheiten treu.
Marktanteile ausgebaut
Im Vorjahr hat die VIG angekündigt, ihren Marktanteil in Serbien, Kroatien, Ungarn und Polen mittelfristig auf mindestens 10% ausbauen zu wollen. In Serbien hat die Gruppe durch die Akquisition der AXA Gesellschaften bereits einen Marktanteil von rund 12% erreicht. Auch in Kroatien (8,5%) und Ungarn (7,3%) hat die VIG ihre Anteile erweitert. Durch den Kauf der BTA Baltic im Vorjahr steigt die VIG zur führenden Versicherungsgruppe im Baltikum auf.
Bankgeschäft in Kranken- und Sachversicherung verstärken
Wie Stadler im Vorjahr bekannt gegeben hatte, hat man nun die 25 VIG-Märkte auf ihre Potenziale hin untersucht und ein strategisches Arbeitsprogramm „Agenda 2020“ erarbeitet. Als Ergebnis will die Gruppe ihre Geschäftsaktivitäten besonders in drei Bereichen intensivieren: Kranken-, Bank- und die Rückversicherung. Das Prämienplus in der Krankenversicherung von 6,6% – im CEE-Raum sogar 20% – bekräftige „unser Ziel, dieses Segment stärker auszubauen“, sagt Stadler. Forciert werden soll die Sparte vor allem in Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und der Türkei.
Zudem soll der Bankenvertrieb von Kranken- und Sachversicherungen wesentlich gestärkt werden. „Die Produktwelt des Versicherungsvertriebs über den Bankschalter wird traditionell von Lebensversicherungen dominiert. Wir sehen hier noch sehr großes Potential, den Bankkunden weitere Versicherungslösungen anzubieten“, so Stadler. Gemeinsam mit dem Partner Erste Group wird eine Projektgruppe gebildet mit dem Ziel, Produkte, Vertrieb und Ertragskomponenten für Bank und Versicherung zu optimieren. Auch Kommunikation und Servicierung der Bankpartner und Kunden sollen verbessert werden.
Dritter Schwerpunkt ist die Rückversicherung. Die VIG Re mit Sitz in Prag will ihr Deutschland-Geschäft schrittweise ausbauen und plant einen kontrollierten Markteinstieg in Westeuropa mit Fokus auf Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Schweiz. Dabei wird die VIG-Tochter laut Stadler „als Nischenplayer für spezielle Kunden- und Marktsegmente“ agieren.
Hälfte der IT-Investitionen fließt in Digitalisierung
In der Gruppe wurde ein neuer Bereich geschaffen, der sich mit Zukunftsthemen der Versicherung und Digitalisierung beschäftigt. InsurTechs, Kfz- und Lebensversicherung der Zukunft und künstliche Intelligenz stehen hier auf der Agenda. Dazu hat die VIG auch eine Partnerschaft mit dem Insurance Innovation Lab Leipzig abgeschlossen. In diesem Jahr soll ein digitaler Hub geschaffen werden, der Aktivitäten zur Digitalisierung in der Gruppe koordinieren soll. Vom jährlichen Investitionsbudget für die IT – 100 Mio. Euro – wird mittlerweile rund die Hälfte in Digitalisierung gesteckt.
Außerdem will man Assistance-Leistungen ausbauen. VIG-Chefin Stadler hält „einen zusätzlichen Mehrwert zur Hauptaufgabe der Risikoabsicherung“ für essentiell, wenn man als Versicherung künftig bei Kunden im „Relevant Set“ der Dinge, die im Leben als wichtig erachtet werden, vorkommen wolle.
Projekte gegen Versicherungsbetrug und überhöhte Schadenzahlungen
Neben Zukunftsthemen stehen auch einige Maßnahmen am Programm, um die Kosteneffizienz zu steigern. So legt die Gruppe intern Back-Office-Funktionen und Gesellschaften zusammen, um Kostenvorteile zu schaffen. „Sehr erfolgreich“ verlaufe ein Projekt in Österreich, Tschechien und Polen zur Reduzierung von Versicherungsbetrugsfällen, das nun auch auf andere Gesellschaften übertragen werden soll. Auch ein Projekt zur Identifikation und Vermeidung überhöhter Schadenzahlungen zeige erste Erfolge. Hier sieht die VIG ein Einsparungspotential von bis zu 3% der Schadenaufwendungen in den kommenden drei Jahren.
Optimistischer Ausblick bis 2019
Angesichts der positiven Wirtschaftsprognosen für Österreich und den CEE-Raum blickt die VIG optimistisch in die Zukunft. Geplant ist ein kontinuierlicher Prämienanstieg bis 2019 auf 9,5 Mrd. Euro. Trotz Niedrigzinsen will die Gruppe den Gewinn vor Steuern bis 2019 auf 450 bis 470 Mio. Euro erhöhen. Für die Combined Ratio wird weiterhin das mittelfristige Ziel von 95% angestrebt.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren