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Wie das “Internet der Dinge” Versicherung verändert

Wie das “Internet der Dinge” Versicherung verändert

20. November 2018

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6 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Die zunehmende Vernetzung über das „Internet of Things“ wird die Risikolandschaft massiv verändern. Worauf sich die Versicherungsbranche einstellen muss, beschreibt der Londoner Versicherungsmarkt Lloyd’s in einem aktuellen Report.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 20.11.2018

Vom intelligenten Kühlschrank über das Fitness-Armband bis hin zur automatisierten Produktion und der „Smart City“: Immer mehr moderne Geräte, aber auch Objekte der „realen“ Welt werden im „Internet der Dinge (IoT)“ vernetzt. Dadurch können Daten gesammelt und analysiert werden, um darauf basierend Produkte und Services weiterzuentwickeln.

Die fünf wichtigsten Risikofelder 

Schätzungen zufolge werden bis 2020 rund 25 Mrd. Geräte an das Internet angeschlossen sein. Diese Zahl könnte laut Studien bis 2030 auf 125 Mrd. steigen. Die Möglichkeiten, die IoT eröffnet, gehen auch einher mit neuen Risiken. Aus diesem Grund hat Lloyd’s gemeinsam mit dem University College London und dem PETRAS IoT Research Hub einen neuen IoT-Report veröffentlicht. Darin werden fünf wesentliche Risikofelder durch IoT ausgemacht:

1. Daten: Das Internet der Dinge führt zu einer Datenerfassung und -verwaltung in einem völlig neuen Umfang. Einerseits ermöglicht das eine bessere Risikobewertung sowie flexible, maßgeschneiderte und Echtzeitprodukte. Andererseits könnte sich damit aber auch die Besorgnis der Kunden bezüglich der Verwendung und Genauigkeit ihrer Daten erhöhen.

2. Neue Gefahren: Durch IoT entstehen völlig neue Arten von Bedrohungen und Schäden. Versicherer sind gefordert, neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die eng an den Kundenbedürfnissen ausgerichtet sind.

3. Störungen und Sicherheitsstandards: Im Internet der Dinge kann eine neue Vielfalt von Störungen unterschiedlichen Ausmaßes auftreten. Die aktuellen Sicherheitsstandards und die Schwierigkeiten, eine Basis für die IoT-Sicherheit festzulegen, erschweren künftig die Risikoanalyse.

4. Personalisierte Polizzen: Versicherungspolizzen werden das Risikoverhalten zunehmend beeinflussen und steuern. Durch die Personalisierung der Polizzen können Risiken basierend auf umfangreichen Daten- und Trendanalysen vorhergesagt und verringert werden.

5. Rechtliche Unsicherheiten: Nicht zuletzt ergibt sich ein erhebliches Risiko aus den blinden Flecken in der Regulierung und Gesetzgebung bezüglich IoT-Geräten. Dazu gehören auch Unsicherheiten bezüglich der Haftung, falls etwas schiefgehen sollte.

Individuelle Polizzen und Tarife

Auch die Versicherungswirtschaft selbst wird durch IoT einem tiefgreifenden Wandel unterzogen. Zunächst ermöglicht IoT neue Geschäftsmodelle und Kundenbeziehungen. Durch die Personalisierung von Polizzen und Angeboten könnte die Entscheidungsfindung automatisiert und die Tarifierung verbessert werden. So gewinnen etwa “As-you-use”-Polizzen bzw. Telematik-Tarife an Beliebtheit in der Kfz-Versicherung. Im Gewerbebereich könnten Versicherer Zugriff auf die IoT-Daten erhalten, die Kunden über Sensoren und Geräte sammeln. Hier geht es vor allem um vorbeugende Wartung, intelligente Gebäude und die Verfolgung von Vermögenswerten wie Fahrzeugflotten oder Fracht. Dies würde den Versicherern dabei helfen, Preise und Polizzen zu erstellen, die auf der tatsächlichen Leistung basieren und auf die individuellen Kundenbedürfnisse zugeschnitten sind.

Daten haben enormes Potenzial für Versicherer

IoT hat das Potenzial, Versicherungs- und Preismodelle grundlegend zu ändern. Wenn Versicherer die enormen, exponentiell wachsenden Datenmengen nutzen, könnten sie mehr über ihre Kunden und Vermögenswerte als je zuvor wissen. Allerdings sollte das die Versicherer laut Lloyd‘s auch dazu auffordern, „verantwortungsbewusst und ethisch“ mit den Daten und Informationen, die sie besitzen, umzugehen.

Durch die erzeugten Daten können Versicherer dynamisch auf Risiken reagieren, diese mindern und dadurch Schadensfälle reduzieren. IoT könnte die Produktentwicklung vor allem in den Bereichen Cybersicherheit und Datenschutz weiter vorantreiben. In Bezug auf Preismodelle ermöglichen die vom IoT bereitgestellten Daten eine maßgeschneiderte, Echtzeit- und flexible Preisgestaltung.

Prävention wird wichtiger

Auch die Ansprüche und Abwicklung im Schadensfall dürften sich wesentlich ändern. Dank IoT sollen Verluste aktiv verhindert oder zumindest reduziert werden. Durch moderne Sicherheitstechnologien können Unfälle und damit auch Prämien reduziert werden. Zum Beispiel können IoT-Wearables und -Sensoren, die in Produktionshallen der Industrie platziert werden, die Sicherheitsstandards verbessern, die Risiken minimieren und die Einhaltung der Sicherheitsrichtlinien unterstützen. Dies führt zu geringeren Ansprüchen der Arbeitgeberhaftpflichtversicherung führt.

Neue Form der Risikomodellierung

Das Internet der Dinge wird tiefgreifende Auswirkungen auf die Risikomodellierung haben. Durch die Kombination historischer und Echtzeit-Daten können Versicherer ihre Modellierungsfähigkeiten verbessern. Das wird laut dem Report auch zentral sein, da IoT – mehr als herkömmliche Cyber-Risiken – die Gefahr birgt, Risiken zu aggregieren. Damit müssten auch ausgefeiltere und differenziertere Cybermodelle entwickelt werden.

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