Mag. Thomas Bayer leitet seit 2010 die Unabhängigen Vertriebe der Generali Versicherung AG. Im Interview spricht er über die großen Veränderungen in der Versicherungsbranche, wie Digitalisierung und technologische Entwicklungen den Vertrieb prägen und welche Herausforderungen wie der Generationswechsel oder Naturkatastrophen bewältigt werden müssen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 22.11.2024
Die Generali Versicherung hat in den vergangenen Jahren wesentliche strukturelle Anpassungen vorgenommen, um den sich verändernden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Eine der bedeutendsten Änderungen war die Neuordnung in vier Regionen mit insgesamt neun Standorten. „Diese Umstrukturierung ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit den Regionaldirektoren und regionalen UAV-Leitern, die sich bis heute bewährt hat“, erklärt Bayer. Dabei standen die Optimierung der Schnittstellen und die Verbesserung der internen Serviceprozesse im Mittelpunkt.
Neben der organisatorischen Anpassung wurde die Nutzung digitaler Tools intensiviert, insbesondere im Zusammenhang mit der Umsetzung regulatorischer Vorgaben wie IDD und Datenschutz. „Die Nutzung digitaler Tools hat uns unterstützt, Regulierungen wie IDD und Datenschutz professionell und effizient zu bewältigen“, betont Bayer. Auch externe Einflüsse, wie die Corona-Pandemie oder der Klimawandel, wurden als Anstoß für interne Weiterentwicklungen genutzt.
Aktuelle Trends im Vertrieb
Bayer sieht zwei zentrale Trends, die aktuell den Versicherungsvertrieb prägen: den Generationswechsel und die zunehmende Bildung von Maklergruppierungen. „Der Generationswechsel führt zu vermehrten Bestandsverkäufen und einer Markt-Konzentration, während Maklergruppierungen durch steigende regulatorische und technologische Anforderungen entstehen“, erläutert Bayer. Diese Entwicklungen sind eng mit dem fortschreitenden digitalen Wandel verbunden, insbesondere in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Big Data und Apps.
Zudem gewinnt das B2B2C-Modell zunehmend an Bedeutung, bei dem Versicherungsprodukte über Unternehmen angeboten werden, die selbst nicht im Versicherungssektor tätig sind. Trotz dieser Veränderungen betont Bayer, dass die enge Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern nach wie vor im Fokus steht: „Bei all diesen Veränderungen setzt die Generali weiterhin auf eine enge Zusammenarbeit mit den Vertriebspartner_innen.“
Naturkatastrophen und die Rolle der Versicherungsbranche
Die Hochwasserereignisse im Herbst 2024 in Teilen Österreichs, insbesondere in Niederösterreich und Wien, haben die Diskussion um eine verpflichtende Versicherungslösung für Naturkatastrophen erneut aufgebracht. Bayer hebt hevor, dass hierbei eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik und Versicherungswirtschaft notwendig ist: „Es ist wichtig, dass Politik und Versicherungsbranche gemeinsam Lösungen finden, um die wachsende Versicherungslast zu bewältigen und Menschen vor existenziellen Bedrohungen zu schützen.“
Digitalisierung und Zukunftsperspektiven
Ein zentrales Thema für die Zukunft der Generali ist die Weiterentwicklung digitaler Lösungen. Bayer sieht in der Digitalisierung eine wichtige Chance, Prozesse zu optimieren und den Service für Kund_innen und Vertriebspartner zu verbessern. „Ein besonders spannendes Projekt, das mit dem Jahreswechsel startet, ist der OMDS 3.0 Post-Service“, so Bayer. Dieses Projekt ermöglicht es, bisherige Papierdokumente durch strukturierte digitale Dokumente zu ersetzen, was eine effizientere Verwaltung ermöglicht.
Die Einführung weiterer digitaler Schnittstellen, wie beispielsweise die vollständige Digitalisierung der Kfz-Schnittstelle oder die geplante Einführung einer Flottenberatungsschnittstelle, zeigt, dass die Generali auf die sich verändernden technologischen Anforderungen reagiert. Diese Maßnahmen sollen den gesamten Serviceprozess sowohl für die Kund_innen als auch für die Vertriebspartner effizienter gestalten.
Langfristige Entwicklungen in der Versicherungsbranche
Bayer erwartet, dass technologische Entwicklungen und der Generationswechsel die Versicherungsbranche in den nächsten fünf bis zehn Jahren maßgeblich beeinflussen werden. „In den nächsten Jahren wird der Generationswechsel die Versicherungsbranche stark beeinflussen und zu einer Konsolidierung am Maklermarkt führen“, prognostiziert er. Besonders die Gewinnung neuer Talente für den Versicherungsvertrieb werde entscheidend sein, um die persönliche Beratung auf hohem Niveau zu halten.
Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird in Zukunft eine größere Rolle spielen, vor allem in den Bereichen Schadenmanagement und Kundenservice. „KI kann bei Schadenereignissen unterstützen, indem sie schnelle und effiziente Prozesse ermöglicht“, erklärt Bayer. So könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlastet und auf andere Tätigkeiten konzentriert werden.
Zusammenfassend sieht Bayer die Kombination aus technologischer Innovation und persönlicher Beratung als Schlüssel für die Zukunft der Versicherungsbranche. „Die Kombination aus digitaler Unterstützung und menschlicher Empathie wird aus meiner Sicht entscheidend sein.“
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact November-Ausgabe!
Foto oben: Mag. Thomas Bayer, Leiter Unabhängige Vertriebe der Generali Versicherung AG
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren