Was auf uns zukommen wird, beschäftigt uns meist mehr als bereits Vergangenes. Und wie so viele andere Geschäftszweige ist auch die Versicherungswirtschaft zukunftsorientiert. Dass sich ein Blick zurück aber lohnen kann, weiß Univ.Prof. Dr.habil.Dr. Wolfgang Rohrbach, der bereits den 12. Band der „Versicherungsgeschichte Österreichs“ veröffentlich hat. Wie kann die Branche aus der Vergangenheit lernen, um sich für die Zukunft zu rüsten?
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 09.05.2016
Wir sprechen heute von der „schnelllebigen Versicherungsbranche“, die einem stetigen Wandel unterworfen ist. Stimmt es wirklich, dass Veränderungen vermehrt auf uns zurasen? „Zweifelsohne waren die beiden letzten Dezennien, insbesondere auf dem IT-Sektor der Versicherungsbranche, durch eine ebenso schnell durchgezogene wie gigantische Modernisierungswelle gekennzeichnet“, so DDr. Rohrbach, ordentliches Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaften und Künste sowie stellvertretender Geschäftsführer der Europa Nostra Austria. Als weniger erfreulich sieht er aber im Vergleich zu früher die Prozedur der Versicherungsgesetzgebung und Rechtsprechung. „Wenn man bedenkt, wie schleppend sich die Umsetzung mancher versicherungsrelevanter EU-Richtlinien in nationales Recht dahinzieht, kann man sich nur wundern, wie zügig schon vor 80 Jahren gearbeitet wurde.“
Erfahrung als „Versicherungsweltmacht“ hat Österreich vor dem Schlimmsten bewahrt
Wer sich mit Versicherungsgeschichte beschäftigt, erkennt schnell: die Branche hat schon einiges durchgemacht und gut überstanden. Das jüngste Beispiel ist der große „schwarze“ Meilenstein, die Weltfinanzkrise 2008. „Sie zeigt bis heute Auswirkungen, da sie auch Kreditkrise, Währungskrise, Absatzkrise, Veranlagungskrise, Migrationskrise und nicht zuletzt Vertrauenskrise war und ist“, sagt Rohrbach, der an Universitäten in Österreich, Serbien und Ungarn lehrt und Vizepräsident der ÖSG-Österreichisch-Serbischen Gesellschaft ist. Wenn Österreichs Versicherungswirtschaft das Schicksal von Zusammenbrüchen oder Zwangsbewirtschaftung durch den Staat erspart blieb, so sei das ihrer Jahrhunderte alten Branchentradition zu verdanken – denn die Donaumonarchie sei einst eine „Versicherungsweltmacht“ gewesen.
Pflegeversicherung sträubt sich gegen Neuerung
Ist heute alles besser als früher? Nicht unbedingt. „Produktinnovationen erfolgen heute auch nicht überall mit der erforderlichen Flexibilität und Kundenorientierung.“ So halten die Schöpfer der Pflegeversicherung hartnäckig an der Überweisung von Pflegerenten fest – obwohl seit Ende der 90er-Jahre externe Vor- und Querdenker anregen, diese Versicherung mit einem mobilen First Class-Hauspflegeservice in Direktverrechnung zu kombinieren. „Damit wäre der wachsenden Zahl hochbetagter altersinvalider Singles, die in kein Heim wollen, aber auch ihren berufstätigen Angehörigen, die kaum Zeit finden Bank- und Behördenwege zu erledigen, weit mehr geholfen als mit der derzeitigen Regelung.“
Das gesamte Interview mit Univ.-Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach lesen Sie in der aktuellen AssCompact-Ausgabe.
Foto: © Dr. Wladimir Fried
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