Industrie 4.0, Big Data, FinTechs, Digitalisierung, Cyber – was ist dran an den „Trend-Schlagwörtern“ der Gewerbeversicherung? Droht dem Makler eine Zukunft, in der ihn die Maschine langsam, aber sicher ersetzt? Nicht, wenn er neue Technologien zum eigenen Vorteil nutzt, weiß Daniel Messmer von Swiss Re.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 06.03.2017
Neue Konkurrenz für den klassischen Vermittler kommt vor allem von Vergleichsportalen und Maklerplattformen. „Während sich bislang der Wettbewerb hier eher um den Privatkunden gerankt hat, nimmt die Verbreitung von Vergleichs- und Vermittlungsportalen für den Bereich der Gewerbeversicherung zu“, sagt Daniel Messmer, Head Fac Casualty Munich, Director Reinsurance; Swiss Re Europe S.A., Niederlassung Deutschland. Oftmals stecken hinter den Portalen reine Maklerfunktionalitäten, die ihre scheinbare „Unabhängigkeit“ nur eingeschränkt transparent kommunizieren – „denn nicht selten sind Versicherungsunternehmen maßgeblich an diesen Vergleichsportalen finanziell beteiligt.“
Anspruchsverhalten der Kunden steigt exponentiell
Der klassische Vermittler müsse sich in der Gewerbeversicherung in einer „Sandwichposition“ zwischen Kunden und Risikoträgern bewähren. „Hier steht an erster Stelle der Kostendruck, dem sich gerade auch die Makler stellen müssen.“ Obwohl Courtagen stetig steigen, seien sinkende Einnahmen aufgrund fallender Prämien Realität. „Die Umstellung auf Beratungshonorare auch im Segment der Gewerbeversicherung verstärkt diesen Effekt noch weiter.“ Zugleich steigen die Anforderungen: „Neben der Regulierung, die bei der Berufshaftpflichtversicherung beginnt und bei der Aus- und Weiterbildung noch nicht aufhört, wächst das Anspruchsverhalten der Gewerbekunden exponentiell.“
Persönliche Komponente ist Vorteil des Maklers
Wer größere Gewerbekunden – auch ins Ausland – begleitet, müsse nicht nur in geschultes Personal, sondern auch in die erforderliche Technik investieren. Der automatisierte Datenaustausch mit dem Risikoträger biete die Chance auf Rationalisierungseffekte bei einfachen Tätigkeiten. „Die damit verbundene geringere Fehlerquote, aber auch die erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit kann im Wettbewerb den entscheidenden Vorteil bringen.“
Setzt der Makler die Effizienzgewinne sinnvoll ein, könne er seine Dienstleistungen und Serviceangebote ausweiten, um gegenüber der Konkurrenz weiterhin zu bestehen. Gerade die persönliche Komponente in der Kundenberatung, das unmittelbare Reagieren auf veränderte Kundenbedürfnisse, differenziere den Mensch von der (Beratungs-)Maschine. „Der Algorithmus der digitalen Welt kann den Vermittler aber unterstützen, zum Wohle des Kunden und zum Bestandserhalt des Maklers.“
„Es geht nicht um Mensch oder Maschine“
Die Versicherung gewerblicher Risiken sei eine „hervorragende Vertriebschance“ für Makler – die sie aber nur dann sinnvoll nutzen können, wenn sie mit den Anforderungen der Kunden, den Produkten der Versicherer und der Digitalisierung Schritt halten. Damit gehe es „nicht um Mensch oder Maschine, sondern um den nachhaltigen positiven Umgang des Menschen mit der Maschine.“
Über Umbrüche und künftige Entwicklungen in der Gewerbeversicherung spricht Daniel Messmer beim AssCompact Gewerbeversicherungssymposium am 23. März in der Pyramide Wien/Vösendorf.
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