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Allianz Risk Barometer 2025: Politische Gewalt bleibt versicherungsrelevantes Geschäftsrisiko

(Bild: ©Elnur - stock.adobe.com)

Allianz Risk Barometer 2025: Politische Gewalt bleibt versicherungsrelevantes Geschäftsrisiko

09. April 2025

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5 Min. Lesezeit

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Studien

Zivile Unruhen, politisch motivierte Gewalt und extremistische Anschläge zählen laut dem Allianz Risk Barometer 2025 zu den am häufigsten genannten Geschäftsrisiken weltweit. Unternehmen sehen sich dabei verstärkt mit potenziellen Auswirkungen auf Standorte, Betriebsabläufe, Lieferketten und Mitarbeitersicherheit konfrontiert. Auch Versicherer registrieren eine steigende Bedeutung entsprechender Risikoereignisse in der Absicherungspraxis.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 09.04.2025

Laut dem aktuellen Trendreport von Allianz Commercial wurden im Jahr 2024 in den 20 am stärksten betroffenen Ländern weltweit mehr als 80.000 Vorfälle im Zusammenhang mit Protesten und Ausschreitungen verzeichnet. In Europa zählen Frankreich, Deutschland, Spanien und die Türkei zu den am stärksten betroffenen Staaten. Die Zahl bedeutender Anti-Regierungsproteste lag 2024 bei über 160, rund 18% davon dauerten länger als drei Monate.

Hintergrund sind unter anderem das Superwahljahr 2024, politische Umbrüche, wirtschaftliche Unsicherheiten sowie gesellschaftliche Spannungen. Diese Entwicklungen führen laut Allianz dazu, dass Unternehmen ihre Risiken neu bewerten müssen – insbesondere mit Blick auf Standort, Lieferketten und Mitarbeiterschutz.

Unternehmen stufen politische Gewalt als zentrales Risiko ein

Im Allianz Risk Barometer 2025 gaben 51% der befragten Unternehmen an, zivile Unruhen und Ausschreitungen als größtes Risiko im Bereich „Politische Gewalt“ einzustufen. In mehreren europäischen Ländern – darunter Frankreich, Großbritannien und Italien – stehen diese Risiken laut Allianz an oberster Stelle im Ländervergleich.

Versicherte Schäden infolge politischer Gewalt haben laut Allianz in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. In mehreren Fällen lagen die Schadenssummen im Milliardenbereich, etwa nach Ausschreitungen in Südafrika oder Frankreich. Die Auswirkungen können dabei denen von Naturkatastrophen ähneln oder diese übertreffen.

Srdjan Todorovic, Head of Political Violence and Hostile Environment Solutions bei Allianz Commercial:

"Politische Gewalt bleibt laut Allianz Risk Barometer ein Top-10-Risiko, weil Politik zunehmend als populistisch und polarisierend wahrgenommen wird. Hinzu kommen eine nationalistische Geopolitik, eine sich veränderte Weltordnung, wirtschaftliche Auseinandersetzungen sowie eine wachsende Ungleichheit bei den Vermögen. Politische Gewalt kann Unternehmen auf vielfältige Art und Weise negativ beeinflussen: Durch die Gefährdung von Mitarbeitern und Kunden über Betriebsunterbrechungen bis zur Sachbeschädigung."

Terrorismus und Extremismus mit zunehmender Relevanz

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts liegt auf dem Anstieg extremistischer Gewalt. Laut Allianz verdoppelte sich die Zahl der Terroranschläge in Europa innerhalb eines Jahres auf 67. Die meisten Vorfälle waren islamistisch, rechtsextrem oder linksextrem motiviert. Insgesamt wurden weltweit mehr als 100 terroristische oder politisch-extremistische Vorfälle gezählt, wobei westliche Staaten im Fokus standen.

In Europa seien insbesondere auch Einzelakteure aktiv, was die Risikoabschätzung zusätzlich erschwere. Ereignisse wie der Anschlag in der Moskauer Veranstaltungshalle im März 2024 oder Angriffe auf Energie- und Kommunikationsinfrastruktur verdeutlichen laut Allianz die Vielschichtigkeit der Bedrohungslage.

Hybride Gefahrenlagen und Cyberrisiken betreffen Europa direkt

Neben physischen Angriffen weist der Bericht auf zunehmende hybride Bedrohungen hin. Staatlich gesteuerte Sabotageakte und Cyberangriffe betreffen laut Allianz verstärkt kritische Infrastrukturen. Zu den dokumentierten Vorfällen zählen unter anderem Angriffe auf Unterseekabel, Pipelines und Steuerungssysteme der Wasserversorgung.

Europa verzeichnete laut dem Report im Jahr 2024 einen deutlichen Anstieg dieser Vorfälle, unter anderem in Deutschland, Finnland, Schweden und dem Vereinigten Königreich. Cyberangriffe auf industrielle Steuerungssysteme und veraltete operative Technologien gelten dabei als besonders risikobehaftet.

Versicherungsschutz und Risikomanagement im Fokus

Laut Allianz bieten klassische Sachversicherungen in vielen Fällen eine begrenzte Absicherung gegen Risiken wie Streiks, zivile Unruhen oder böswillige Beschädigungen. Darüber hinaus gewinnen spezielle Produkte zur Deckung politischer Gewalt und Terrorismus an Bedeutung.

Der Bericht verweist darauf, dass Unternehmen aller Größenordnungen – einschließlich kleiner und mittelständischer Betriebe – zunehmend Interesse an entsprechenden Absicherungen zeigen. Grund hierfür seien die potenziellen Auswirkungen auf Betriebskontinuität, Mitarbeitersicherheit, Lieferketten und Reputationsmanagement.

Allianz empfiehlt Unternehmen, Business-Continuity-Pläne regelmäßig zu aktualisieren, Standort- und Lieferkettenrisiken zu bewerten und bestehende Versicherungsdeckungen im Hinblick auf politische Risiken zu überprüfen.

Über Allianz Risk Barometer 2025

Der Allianz Risk Barometer 2025 basiert auf einer weltweiten Befragung von über 3.000 Expert:innen aus Unternehmen, Versicherungen und Maklerhäusern. Für den Schwerpunkt „Politische Gewalt und zivile Unruhen“ wurden zusätzlich 513 Entscheider:innen vertiefend befragt. Ergänzt wird die Analyse durch Daten von Allianz Research und internationalen Sicherheitsdatenbanken wie ACLED.

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