Das Risiko für Führungskräfte, für unternehmerische Entscheidungen persönlich haftbar gemacht zu werden, steigt weltweit. Triebkräfte dafür sind Cyber- und Datenschutz-Vorfälle, Aktivismus von Aktionären oder Aufsichtsbehörden und der Einfluss von Prozessfinanzierern. Aktuelle Trends der Managerhaftpflicht bildet eine neue Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) ab.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 28.11.2016
„Es ist oft ein schmaler Grat zwischen unternehmerischen Geschäftsentscheidungen und rechtswidrigem Fehlverhalten“, sagt Martin Zschech, Regional Head of Financial Lines Central & Eastern Europe. Abgesehen von unterschiedlichen rechtlichen Rahmen sehen die AGCS-Experten einen globalen Trend: „Zunehmender Aktivismus von Aktionären oder Aufsichtsbehörden hat sich zu einem weltweiten Phänomen entwickelt”, erklärt Bernard Poncin, Global Head Financial Lines, AGCS. Während im angelsächsischen Raum Aktionärs- und Sammelklagen gegen Unternehmen und ihr Management häufig zu D&O-Fällen führen, sind diese in Europa weiterhin nur eingeschränkt möglich.
D&O-Fälle drastisch im Anstieg
Deutschland, die USA und Australien zählen zu den Ländern mit den meisten D&O-Schadenfällen. Vor 20 Jahren war die AGCS jährlich an 40 deutschen D&O-Schadenfällen beteiligt, heute sind es bereits rund 120.
Die häufigsten juristischen Ursachen für D&O-Fälle sind laut einer weltweiten AGCS-Analyse Compliance-Verstöße, Sorgfaltspflichtverletzungen bei unternehmerischen Entscheidungen, Fehler in der Unternehmensführung, etwa bei der Überwachung und Kontrolle eines Unternehmens, Verstöße gegen Treuepflichten gegenüber dem Unternehmen sowie unzulängliche oder fehlerhafte öffentliche Informationen.
Prozessfinanzierer fördern Klagebereitschaft
Auch wenn die große Mehrheit der D&O-Fälle über einen außergerichtlichen Vergleich beigelegt wird, werden Gerichtsverfahren häufiger – vor allem auch durch den Antrieb von Prozessfinanzierern. In Europa und Asien steigt die Klagefreudigkeit von niedrigem Niveau aus, in den USA hingegen ist das Thema schon länger präsent. Die Zahl der Aktionärssammelklagen gegen US-Unternehmen und deren Management steuert in diesem Jahr auf einen neuen Rekordwert zu. Die Abwehrkosten für große D&O-Fälle haben sich in den USA innerhalb von sechs Jahren nahezu verdoppelt.
Cyberrisiken und Datenschutz als neue Haftungsrisiken
Mit der geplanten Verschärfung der Datenschutzregulierung in Europa, die hohe Bußgelder vorsieht, erwarten AGCS-Experten künftig deutlich mehr D&O-Fällen rund um Cybersicherheit und Datenschutz. „Die Wahrnehmung ändert sich gerade, aber noch immer betrachten einige Vorstände Cybersicherheit als ein Fachthema. Doch IT-Sicherheit liegt klar im Verantwortungsbereich eines Vorstands – und wer dies auf die leichte Schulter nimmt, geht ein beachtliches Risiko ein“, betont Zschech. Weitere neue Haftungsrisiken für Manager könnten sich aus Vorwürfen oder öffentlichen Protesten gegen ein Unternehmen wegen Umweltverschmutzung, Klimaschädigung oder Zwangsarbeit in weltweiten Zuliefernetzwerken ergeben.
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