Aktien aus Schwellenländern befinden sich seit Jahresbeginn im Aufwärtstrend – auch wenn einige Branchen mit Vorsicht zu genießen sind. Fidelity-Fondsmanager Nick Price verrät, welche Unternehmen für ihn am vielversprechendsten sind.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 25.05.2016
Bei den steigenden Kursen haben wir es „mit einer stimmungsgetriebenen Rally“ zu tun, so Nick Price, Fondsmanager des Fidelity Emerging Markets Fund und des Fidelity EMEA Fund. „Fundamentaldaten ignorieren viele Anleger derzeit und bevorzugen neben Rohstoffaktien auch solche, die im Mittelpunkt aktueller politischer Debatten stehen.“
Dennoch: Schwellenländeraktien haben die Talsohle durchschritten und bieten, verglichen mit Titeln aus den USA und Europa, ein ausgewogeneres Risikoprofil. Die Bewertungen sind attraktiv: „Gemessen am Kurs-Buchwert-Verhältnis werden Schwellenländeraktien so tief gehandelt wie seit zehn Jahren nicht mehr und gegenüber Aktien aus dem Rest der Welt mit einem Abschlag von 30 Prozent“, so Price. Einen weiteren deutlichen Rückgang hält er für unwahrscheinlich.
Vorsicht bei Roh- und Werkstoffen
Vorsichtig ist der Fidelity-Experte allerdings bei Roh- und Werkstofftiteln, deren Kurse zuletzt am stärksten zugelegt haben. So habe sich etwa die Aktie des brasilianischen Ölkonzerns Petrobras von ihrem Tiefstand mehr als verdoppelt, ohne dass sich die Fundamentaldaten gebessert hätten.
Insgesamt hält Price die Anlagechancen in der Energiebranche für wenig vielversprechend. „In den Aktienkursen von Ölunternehmen ist zurzeit ein Ölpreis von rund 75 US-Dollar pro Barrel eingepreist. Das liegt jenseits der rund 60 US-Dollar, die ich mittelfristig erwarte.“
Brasilianische Aktien – kaum Spielraum nach oben
Brasilien steht angesichts seiner politischen Situation aktuell im Rampenlicht. Wie das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff ausgehen wird, ist noch völlig offen. Reformen sind unvermeidlich, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Price: „Mit Blick auf den brasilianischen Aktienmarkt fühlt es sich momentan für mich so an, als ob wir bereits am Ziel angekommen wären.“ Dazu müsse man nur einen Blick auf die stark steigenden Kurse werfen. Der Fondsmanager rechnet damit, dass die Aktienkurse in Brasilien wieder nachgeben, sobald die momentane Euphorie abflaut und sich Anleger wieder auf die Fundamentaldaten besinnen. Er hält daher an der Untergewichtung des brasilianischen Marktes fest.
Steinhoff in Südafrika, HDFC Bank in Japan und NetEase in China
„Interessante Unternehmen“ findet Price hingegen in Südafrika. „Ich investiere bevorzugt in Unternehmen, die wie Naspers und Discovery seit Jahren erfolgreich ins Ausland expandieren.“ Besonders attraktiv sei etwa das langfristige Potenzial des Möbelhändlers Steinhoff, der stark durch clevere Akquisitionen wachse.
Eine aufstrebende Aktie sei außerdem die indische HDFC Bank. „Das Wachstumspotenzial der Bank ist immens, berücksichtigt man die steigende Kreditdurchdringung, die Marktanteilsgewinne und den verstärkten Verkauf ergänzender Produkte und Dienstleistungen an bestehende Kunden.“
Trotz des zuletzt schwächelnden Aktienkurses hält Price den chinesischen Software-Anbieter NetEase für interessant – „denn das Unternehmen gehört auf lange Sicht zu den Gewinnern unter den weltweiten Spieleentwicklern. In punkto Unternehmensführung ist NetEase ohne Fehl und Tadel, und sein Wachstumspotenzial schlägt sich noch nicht angemessen im Kurs nieder.“
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