Die Rechtsschutzversicherung steht vor großen Aufgaben, wenn sie in Zukunft eine attraktive Sparte bleiben will. Wo es Veränderungen braucht, wie man den Ansprüchen der Kunden begegnen soll und warum sich moderner Rechtsschutz auch außergerichtlichen Lösungen öffnen muss, darüber spricht Mag. Martin Moshammer, Niederlassungsleiter ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG in Österreich.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 24.05.2016
Die Anforderungen am Rechtsschutzmarkt sind in den vergangen Jahren massiv gestiegen. Konsumentenrechte wurden ausgedehnt, die Unternehmerhaftungen haben sich entsprechend erhöht. „Die Schadensfrequenz, gerade im Privatkundenbereich, ist stark gestiegen – und das in einem kompetitiven Markt“, stellt Moshammer (links im Bild) im Gespräch mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger fest.
„Bagatellschäden zu versichern, macht wenig Sinn“
Das derzeitige Prämienniveau im Privatrechtsschutz werde man seiner Einschätzung nach langfristig nicht halten können. Die Anforderungen der Konsumentenschaft seien teilweise schon so hoch, „dass sie den Kundeninteressen im Endeffekt zuwider laufen.“ Vertriebspartner und Versicherer müssen den Kunden sensibilisieren, welche Risiken sie auslagern und welche sie selbst tragen wollen. „Das ist für mich der Schlüssel, um auch in Zukunft gute und marktgerechte Prämien anbieten zu können.“
Was bieten Versicherungspartner dem Kunden an und wie erklären sie ihm, was er tatsächlich noch versichern soll? Diese Frage sieht Moshammer als eine der größten Herausforderungen. „Bagatellschäden zu versichern, macht meines Erachtens keinen Sinn und wird auf Dauer keine marktadäquate Prämie erbringen. Entsprechende Selbstbehalte einzuziehen, ist im Privatbereich sicher eine Challenge.“
Weg vom Gedanken, dass Streitigkeiten immer vor Gericht landen
Moderner Rechtsschutz dürfe sich, so Moshammer, neuen Konfliktlösungsmechanismen nicht verschließen. Dass Mediation und Schlichtungsstellen in Österreich noch in den Kinderschuhen stecken, müsse nicht zwingend so sein. „Wir müssen uns alle von dem Gedanken verabschieden, dass Konflikte zwischen zwei Parteien automatisch vor Gericht landen. In vielen Fällen wird das unumgänglich und auch gut sein, nur ist die Austragung vor Gericht nicht dazu geeignet sämtliche Streitigkeiten zu lösen. Es wird mehr Schlichtungsstellen geben, die besser bedient werden müssen – und da sind auch die Rechtsschutzversicherer in der Pflicht.“
Wo er außerdem Änderungsbedarf ortet und welche Produkte aus seiner Sicht das größte Vertriebspotenzial aufweisen, erklärt Mag. Martin Moshammer im Interview in der AssCompact Juni-Ausgabe.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren