Die Richtlinie MiFID II sorgt für einiges an Kritik bei österreichischen Finanzdienstleistern – vor allem was die Informationspflichten betrifft. Für Fachverbandsobmann Hannes Dolzer haben sich die „Befürchtungen bewahrheitet“.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12.12.2018
Mit MiFID II wurde Anfang 2018 ein neues Regelwerk für österreichische Wertpapierunternehmen wirksam. Wie die Regeln in der Praxis ankommen, hat der Fachverband Finanzdienstleister in einer Befragung unter 146 Mitgliedern erhoben. Demnach stehen 43% der Befragten der MiFID II eher negativ (25%) oder sehr negativ (18%) gegenüber. Mehr als ein Drittel (39%) ist neutral gegenüber der Richtlinie eingestellt. Nicht einmal ein Fünftel (17%) bewertet die MiFID II eher (15%) oder sehr positiv (2%).
Zusätzliche Informationen „nutzlos“ und „störend“
Kritisiert wird von den befragten Finanzdienstleistern vor allem das „Mehr“ an Information in der MiFID II. Beinahe alle Teilnehmer (97%) halten die Informationsmenge, die sie ihren Kunden zur Verfügung stellen müssen, für viel zu viel (73%) oder eher zu viel (24%). Jeder Zweite (51%) erachtet die zusätzlichen Informationen für „eher nutzlos“, ein Viertel (25%) sogar als „störend“ für die Entscheidungsfindung ihrer Kunden. Insgesamt sehen 44% keinen wesentlichen Einfluss der neuen Regeln auf den Konsumentenschutz. Ein knappes Drittel (31%) ist der Ansicht, dass sich der Konsumentenschutz durch die MiFID II verbessert. Rund ein Viertel (26%) meint hingegen, er habe sich verschlechtert.
Kleinanleger im Nachteil
Laut Umfrage müssen vor allem Kleinanleger Einbußen durch MiFID II hinnehmen. 70% Befragten sind der Meinung, die Betreuung von Kleinanlegern habe sich dadurch eher oder stark verschlechtert. Dies wird nicht zuletzt dem laut 94% der Teilnehmer gestiegenen Zeitaufwand für die Dokumentation zugeschrieben. Dies führe dazu, dass Kleinanleger sich weniger auf die fachlichen Details bei Kundenberatungen konzentrieren bzw. sich weniger Zeit dafür nehmen möchten. Insgesamt stimmt eine überwiegende Mehrheit (95%) überein, dass sich der Zeitaufwand für die Kundenbetreuung durch MiFID II erhöht hat.
Produktangebot teilweise verringert
Die Befürchtung, MiFID II würde zu einer Reduktion des Produktangebots führen, kann nur teilweise bestätigt werden. Für 60% der befragten Finanzdienstleister hatte die Richtlinie keine Auswirkungen auf ihr Angebot. Mehr als ein Drittel (36%) gibt jedoch an, dass sich ihr Produktangebot vermindert hat. Ähnliches ist bei den Veranlagungsvolumina zu beobachten – so gut wie keine der Teilnehmer hat sein Angebot erweitert.
Fachverband fordert „praxistauglichere“ Rahmenbedingungen
„Leider haben sich die Befürchtungen bewahrheitet. Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht“, sagt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister (WKÖ). Es habe sich gezeigt, dass ein „Mehr“ an Information nicht zu einer besseren Beratung führt. „Wenn die Kunden vom Kleingedruckten überfordert sind, lassen sie es entweder gleich bleiben oder fragen nur, wo sie unterschreiben können. So wollen und dürfen Finanzdienstleister Geschäfte nicht machen.“ Auch wenn das Ziel eines höheren Konsumentenschutz zu unterstützen sei, müsse man die Rahmenbedingungen künftig vereinfachen und „wieder praxistauglicher“ machen.
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