Digitalisierung sei zwar in vielen Bereichen „extrem positiv“, sollte aber nicht überschätzt werden, meint Mag. Andreas Bayerle, Vorstand für Finanzen & Leben bei Helvetia Österreich. Warum sich Versicherungen nicht über Amazon & Co. verkaufen lassen, darüber spricht er im Interview mit AssCompact.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 03.04.2017
Die zunehmende Automatisierung sieht Andreas Bayerle gerade für Aspekte wie die Dunkelverarbeitung „extrem positiv“: „Sie beschleunigt die Abläufe, reduziert Fehlerquellen und macht die Prozesse in Summe einfacher und leichter zu handhaben. Das erhöht die Schlagkraft, sowohl vom Vertriebspartner als auch von uns, und steht letztendlich auch im Kundennutzen.“
Dass der „gläserne Mensch“ in der Versicherungsbranche Realität werden könnte, hält Bayerle für unwahrscheinlich – auch wenn das Thema für die Gesellschaft relevant sei. „Man darf aber nicht vergessen, dass gerade von rechtlicher Seite die Hürden massiv erhöht werden“, weist Bayerle etwa auf die Datenschutzgrundverordnung hin. „Somit sehe ich keine Gefahr, dass man die Versicherungsnehmer zu sehr durchleuchten würde.“ Man dürfe aber zugleich auch nicht unterschätzen, dass die regulatorischen Aufwendungen für die Branche „massiv aufwendig und teuer“ seien. „Letztlich bezahlt das der Kunde.“
„Internet-Angebot äußerst bescheiden und überschaubar“
Vor allem bei Leben-Produkten steht Beratung für den Helvetia-Vorstand „massiv im Vordergrund“: „Es fehlen für mich die Analogien zu Plattformen wie Amazon oder Geizhals.at.“ Bei einfach zu vergleichenden Sparten könne man „darüber reden“, im Leben-Bereich sei es aber „eine völlig andere Sache“. „Man sieht ja auch, dass das Internet-Angebot äußerst bescheiden und überschaubar ist. Das liegt aber nicht daran, dass es niemand machen wollte, sondern daran, dass das Produkt massiv Beratung benötigt, die man letztendlich am besten von Mensch zu Mensch geben kann. Das ist eine Sache des Vertrauens.“
Polizze und Beratung machen das Produkt aus
Gerade komplexe und risikobehaftete Produkte wie die fondsgebundene Lebensversicherung seien der Grund, „warum Versicherung letztlich etwas anderes ist als ein einfaches Produkt, das man übers Internet verkaufen kann“. „Eine Versicherung besteht aus einem physischen Teil, nämlich der Polizze und anderen Dokumenten, aber auch aus einem sehr wichtigen immateriellen Teil, der Beratung. Und je mehr ein Produkt mit einem gewissen Anlagerisiko verbunden ist, desto stärker tritt auch der Beratungsaspekt in den Vordergrund.“
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact April-Ausgabe.
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