Nachhaltig niedrige Zinsen, starker Impact der Finanzkrise auf die Kapitalmärkte und der partielle Rückzug des Staates aus der Förderung überschatten seit längerem die private Vorsorge in Österreich. Der Finanz-Marketing Verband Österreich lud zu diesem brisanten Thema gestern, Montag, zur hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in den Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 08.11.2016
Durch den Abend führte Dr. Eric Frey, Chef vom Dienst von DER STANDARD. Eröffnet wurde die Gesprächsrunde von Dkfm. Josef Redl, Vizepräsident des Finanzmarketing Verbandes Österreich. Univ.- Prof. Dr. Wolfgang Mazal, Vorstand des Institutes für Arbeits- und Sozialrecht der Universität Wien und Leiter des Österreichischen Institutes für Familienforschung an der Universität Wien, begann mit seinem Impulsreferat „Staatliches Pensionssystem und private Pensionsvorsorge – zwei Wege, ein Ziel“. Er erläuterte im kurzen Überblick die wesentlichen Unterschiede des Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren und skizzierte den jeweiligen Verpflichtungsgrad, die funktionalen Betrachtungen wie Gesellschaft, Betriebe oder Individuum und die Finanzierungsinstrumente.
Beide Säulen stärken
Bei beiden Modellen spricht Mazal von funktionaler Konvergenz. Sowohl das Umlage- als auch das Kapitaldeckungsverfahren benötigen Wertschöpfung und Leistung, woraus sich eine wirtschaftliche Dynamik ergibt. Insofern wäre es wichtig, beide Säulen zu stärken - etwa durch Investition in das Bildungssystem oder in Start Ups und dadurch Dynamik in die Gesellschaft zu bringen. „Wesentlich in diesem Zusammenhang ist zu vertrauen, nicht die Augen vor der Gegenwart zu schließen und dadurch wieder Mut in die Gesellschaft zu bringen“, so Mazal.
Privat und staatlich nicht als Gegensatz
„Es ist wichtig anzumerken, dass die private und staatliche Pensionsvorsorge nie als Gegensätze gesehen werden. Die Sozialversicherung ist vor allem für breite gesellschaftliche Schichten essenziell, die nicht die Möglichkeit haben, zu sparen,“ sagte Mag. Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung.
Allerdings produziere die private Pensionsversicherung höhere Spesen als jene des Staates. „Die öffentliche Verwaltung ist nicht so rasch in der Bearbeitung als die private Vorsorge“, so Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender Allianz Elementar Versicherungs-AG. Wichtig sei das Bewusstein darüber, dass wenn man Geld auf Aktiensparbüchern zur Seite legt, dieses früher oder später aus ist, im Gegensatz zur Lebensversicherung.
Kündigungen entgegenwirken
In letzter Zeit kam es zu erhöhten Kündigungen von Lebensversicherungen. „Darum ist es wichtig, sich einerseits auf die Niedrigzinsphase einzustellen. Die Absicherung ist ein wichtiger Faktor. Aber auch die Produkte müssen angepasst werden und bei der Kostenbelastung deutlich zurückgehen und mit regulatorischer Hilfe auf eine faire Gestaltung achten“, erläuterte Dr. Peter Eichler, Mitglied des Vorstandes UNIQA Österreich Versicherung AG.
Verkaufsargumente anpassen
Es sind vor allem die Außendienstmitarbeiter, die mit der Produktvielfalt und den individuellen Kundenwünschen täglich konfrontiert sind. „Wir müssen unsere Verkaufsargumente anpassen. Früher war die Rendite für sieben oder acht Prozent einfach darzustellen. Beim derzeitigen Zinsniveau braucht man keinen Taschenrechner mehr“, sagte Dipl.-Ing. Manfred Rapf, Generaldirektor-Stellvertreter SPARKASSEN VERSICHERUNG AG Vienna Insurance Group und Vorsitzender der Sektion Lebensversicherung im Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs.
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