Mit einer neuen EU-Regulierung müssen Banken ab 2018 Drittanbietern und anderen Wettbewerbern Zugriff auf Konten und Kundendaten ermöglichen. Etablierte Finanzinstitute könnten dadurch 40% ihres Gewinns im Retail-Geschäft verlieren, so eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Roland Berger.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 08.02.2017
Durch die erste Payment Services Directive (PSD) wurde 2009 der europaweit gültige Überweisungsstandard SEPA eingeführt und damit Geldtransfers innerhalb der Eurozone erleichtert. Nun folgt die zweite Stufe der Marktöffnung: Die neue Regulierung PSD2 soll 2018 in Kraft treten und wird die Bankenbranche vor Herausforderungen stellen, die weit über den Zahlungsverkehr hinausgehen. Denn sie sieht vor, dass die Geldinstitute Drittanbietern und anderen Wettbewerbern Zugriff auf Konten und Daten ihrer Kunden ermöglichen müssen.
Neue Anbieter drängen in den Markt
„Damit werden die Daten von über einer Milliarde Konten für weitere digitale Dienstleistungen zugänglich“, sagt Mag. Michael Hilbert, Partner von Roland Berger Österreich. Neue Anbieter werden noch stärker als bisher in den Markt drängen und etablierte Dienstleister – vor allem an der Kundenschnittstelle – bedrohen. „Nach unseren Prognosen könnte das die etablierten Geldhäuser im Retail-Geschäft bis zu 40 Prozent ihres Gewinns kosten“, so Hilbert.
Banken droht Wettbewerbsnachteil
Mit PSD2 erhalten Bankkunden künftig über ein einziges Portal Zugang zu allen ihren Bankkonten und können Drittanbietern Zahlungen in ihrem Auftrag ermöglichen. „Damit entstehen neue Chancen sowohl für Drittanbieter als auch für Banken, die ihren Auftritt und ihr Angebot im Finanzmarkt ausbauen wollen“, sagt Hilbert. Zugleich ortet die Studie Risiken für etablierte Institute. Erkennen diese das disruptive Potenzial von PSD2 nicht und erfüllen nur die regulatorischen Mindeststandards, riskieren sie, gegenüber digitalen Wettbewerbern in pucto Kundenbeziehung deutlich geschwächt zu werden.
„Neue Wettbewerber warten den offiziellen Startschuss gar nicht erst ab“
Umgekehrt können sie durch neue Rahmenbedingungen Kunden gewinnen und Prozesse verbessern – etwa durch nutzerfreundliche Bezahlverfahren und digitale Ratings. Jedenfalls raten die Experten den Finanzdienstleistern, PSD2-Angebote zu zentralen Elementen ihrer Digitalstrategie zu machen. „Denn erste Banken und neue Wettbewerber positionieren sich bereits mit Lösungen und warten den offiziellen Startschuss von PSD2 gar nicht erst ab.“
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