Der weltweite Wirtschaftsabschwung könnte deutlich stärker ausfallen als bisher erwartet, heißt es in einer aktuellen Studie von ACREDIA und Euler Hermes. Für 18 „Wackelkandidaten“ dürfte es demnach im Ernstfall eng werden.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 28.03.2019
Von einer „relativ sanften Landung“ des weltweiten Wirtschaftswachstums gehen die Experten von ACREDIA und Euler Hermes aus. So wird ein Anstieg des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,9% für 2019 und 2,7% für 2020 erwartet. Allerdings sind laut Studie nicht alle Länder gleich gut dafür gewappnet.
Italien und Zypern unter „Wackelkandidaten“
Bei einem globalen wirtschaftlichen Abschwung sind sechs Länder besonders anfällig: Argentinien, Tunesien, Bahrain, die Türkei, Jordanien und Zypern. In zwölf weiteren Staaten bestehen ebenfalls größere Risiken, unter anderem Italien, Kroatien, Rumänien oder Südafrika. Sie könnten vor allem dann Probleme bekommen, wenn der Abschwung deutlich stärker ausfallen sollte als erwartet. Und ist nicht unwahrscheinlich – immerhin gehen die Studienautoren mit einer Wahrscheinlichkeit von 40% von einem solchen Szenario aus.
Die schwächelnde Konjunktur in Deutschland und Frankreich gehe am Rest Europas nicht spurlos vorbei, so Norbert Kosbow, Leiter Commercial Underwriting bei ACREDIA. Hinzu kommen Risiken durch die anhaltenden Unsicherheiten in Italien und den Brexit. Die chinesische Wirtschaft verliert ebenfalls an Dynamik. „Es besteht deshalb die Gefahr, dass der Abschwung eventuell deutlich stärker ausfallen könnte als bisher erwartet.“
Externe Finanzierung und Exporte
Auffällig ist laut Studie, dass zwölf der 18 gefährdeten Wirtschaften stark von externer Finanzierung abhängig, also im Ausland in „harter Währung“ verschuldet sind. „Bei einer Abwertung der Landeswährung könne eine Rückzahlung um ein Vielfaches teurer und damit in einigen Fällen sehr schwer zu stemmen sein. Weltweit setzen 45 Volkswirtschaften, darunter viele Industrienationen, stark auf ihre Exporte. „Eine schwächere Weltwirtschaft hat auf einige Nationen stärkere Auswirkungen als anderswo und viele von ihnen dürften einen überdurchschnittlichen Abschwung erleben“, so Kosbow.
Allerdings betont die Studie auch, dass viele Schwellenländer besser auf den Abschwung vorbereitet seien als vor der Weltwirtschaftskrise 2008/09 – vor allem, weil sie in den letzten zehn Jahren mehr Devisenreserven als Puffer angelegt haben.
Österreich robust
Die Rolle von Österreich wird weiterhin als robust eingestuft: Das BIP wird 2019 mit plus 2% zwar weniger wachsen als 2018 (+2,7 %), trotzdem befindet sich Österreich weiterhin in einer Phase des wirtschaftlichen Wachstums und liegt mit prognostizierten +1,6% sogar über dem Euro-Raum.
Bild: ©Natalia - stock.adobe.com
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