Der technologische Wandel, sich ändernde Lebensstile und neue Risiken fordern ein Umdenken in vielen Bereichen der Versicherung. Einen Blick in die Zukunft und über den Tellerrand der eigenen Branche werfen Zurich-Chefin Andrea Stürmer und Vorstand Kurt Möller im AssCompact Titelinterview.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 02.05.2018
„Die Kundenerwartungen sind aktuell im Wandel. Sie werden stark von globalen Trends, anderen Branchen und von der Digitalisierung geprägt“, sagt Andrea Stürmer (r.), Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft. „Diese Entwicklungen setzen auch bei uns in der Versicherungsbranche neue Standards.“ Dieser Herausforderung wolle sich Zurich stellen und das Kundenerlebnis neu gestalten. „Unsere Branche gilt als recht kompliziert und wir tun gut daran, das zu ändern“, verweist Stürmer darauf, dass viele Kunden den Versicherer nicht immer verstehen würden. „Denn wir verwenden in unseren Briefen und Texten oft eine Sprache, die weit weg von der Alltagssprache ist. Auch könnten unsere Antragsformulare einfacher gestaltet werden. Dies sind kleine Schritte, die zur Kundenorientierung beitragen und damit auch unsere Maklerpartner unterstützen.“
Man blicke auch zum Online-Handel, der viele Prozesse transparent gestaltet hat. „Bei Amazon beispielsweise sehen Sie jederzeit den Status Ihrer Bestellung. Solche Transparenz ist in anderen Branchen bereits selbstverständlich.“ Für Versicherer bedeute dies, mehr Informationen – vor allem über Prozessschritte – zugänglich zu machen.
„Lebensphasen verlaufen nicht mehr so geradlinig“
Gegenwärtige Trends haben auch Einfluss auf die Gestaltung von Versicherungsprodukten, wie Kurt Möller (l.) betont. So würden Konsumenten zunehmend Wert darauf legen, dass Produkte zu ihrer Lebenssituation passen. „Die Lebensphasen verlaufen nicht mehr so geradlinig wie früher. Es ist heute ganz normal, im Laufe eines Berufslebens mehrere Arbeitgeber zu haben oder im Privaten verschiedene Familienkonstellationen zu erleben. Auch die wirtschaftlichen Entwicklungen des letzten Jahrzehnts haben dazu beigetragen, dass die eigene Zukunft weniger planbar ist.“ Als Versicherer sei man gefordert, sich an diese Veränderungen anzupassen und die Produkte noch flexibler zu machen. „Das gilt auch für Versicherungen, die üblicherweise sehr lange Vorlaufzeiten haben, etwa Lebensversicherungen.“
Naturkatastrophen: „In Österreich noch wenig öffentliches Bewusstsein“
Stichwort Klimawandel: Die Zunahme an Unwettern zeigte sich 2017 in Österreich besonders deutlich. Weltweit war es das teuerste Jahr für Naturkatastrophen. „Wenn man die Entwicklung der Schadenzahlungen betrachtet, ist dies eindeutig ein Trend“, so Möller. Im aktuellen Global Risks Report werden extreme Wetterereignisse in den nächsten zehn Jahren als weltweit größtes Risiko gesehen. „In Österreich scheint es trotz der Schäden des vergangenen Jahres noch wenig öffentliches Bewusstsein dafür zu geben, welche weiteren Belastungen zu erwarten sind“, kritisiert Stürmer. „Hier sind wir als Versicherer gefragt, in der Beratung von Firmenkunden und Privatkunden das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen.“
Während es in Österreich keine verpflichtende Naturkatastrophen-Versicherung gibt, haben andere Länder bereits Lösungen gefunden. Als Beispiel nennt Stürmer Belgien, wo die NatKat-Versicherung für private Haushalte seit 2006 verpflichtend an die Feuerversicherung gekoppelt ist. „Diese Lösung ersetzt dort den Katastrophenfonds fast vollständig und ist im Ernstfall ausgesprochen leistungsfähig. Dieses Modell nimmt Private in die Verantwortung und fördert risikomitigierendes Verhalten.“
Das gesamte Interview erscheint in der AssCompact Mai-Ausgabe.
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