„Die Wirtschaft braucht frisches Geld, das auch bei den Unternehmen ankommt“, sagt Portfolioverwalter und Wertpapier-Experte Wolfgang Schiketanz. Warum strengere gesetzliche Regelungen dabei nur immer größere Hürden schaffen, analysiert er für den Fachverband Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 07.04.2016
Wachstum sei nur möglich, wenn sich die im Umlauf befindliche Geldmenge erhöht. „Die Niedrigzinspolitik der letzten Jahre hat leider nicht den gewünschten Erfolg gebracht, weil das Geld nicht in den heimischen Betrieben gelandet ist“, so Schiketanz.
Zugang zu Krediten ist in Europa sehr schwer
Die niedrigen Zinsen allein sind nicht ausschlaggebend, sondern die fehlende Kreditvergabe. Laut Schiketanz liegt das hauptsächlich daran, dass die Formalvorschriften für Kreditgeber viel zu streng geworden sind. Europa hinkt deshalb weit hinter den USA her. „In Europa fehlen Investmentbanken, die neue Markttrends frühzeitig erkennen, darauf setzen und das nötige Risikokapital samt dazu gehöriger Kreditfinanzierung organisieren können. Die EU will ein erneutes Desaster wie im Jahr 2008 durch strengere Regeln im Finanzsektor verhindern und schafft dabei ungewollt neue Hindernisse für Innovation und den Mittelstand indem der Zugang zu Krediten erschwert wird“, so Schiketanz.
Es braucht einen Mittelweg zwischen Regulierung und Liberalismus
Ein solches Erschwernis sei das neue Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz. Dort wird die Kreditvergabe verboten, wenn die Rückzahlung des Kredits gefährdet ist – selbst wenn genug andere Sicherheiten geboten werden. Der Kreditgeber hat die Frage zu beantworten, ob die Rückzahlung gefährdet ist. Hier muss die Bank die Balance zwischen ihrer Risikobereitschaft und der Erfüllung ihrer aufsichtsrechtlichen Anforderungen schaffen.
Fazit des Wertpapier-Experten: „Es muss doch auch in Europa wieder möglich werden, einen Mittelweg zwischen überbordender Regulierung und totalem Liberalismus für das Wachstum der Wirtschaft zu finden.“
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