Wer Ende Juni 2007 – unmittelbar vor dem Ausbruch der Finanzkrise – Aktienfonds gekauft hat, ist heute mit ziemlicher Sicherheit deutlich im Plus. Zu diesem Fazit kommt eine aktuelle Analyse, die der Fachverband Finanzdienstleister und das Finanzjournalistenforum heute präsentierten.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 05.07.2017
Untersucht wurde, wie sich 10.000 Euro, die Ende Juni 2007 an der Börse investiert wurden, entwickelt haben. Im Rückblick zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, unmittelbar vor dem Höhepunkt einer spektakulären Kursrallye, die im Juli 2007 die Höchstkurve erreichte. Danach folgte die größte Finanzkrise der vergangenen 80 Jahre. Der Weltaktienindex MSCI World fiel bis März 2009 um 59%, der österreichische ATX sogar um 72%.
Aktienmix mit 51% Gewinn
Die kräftigen Kursverluste im weltweiten Börsencrash 2008/09 wurden aber der Analyse zufolge längst mehr als wettgemacht. Ein durchschnittlicher weltweit gestreuter Aktienmix hat demnach in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 51% Gewinn erzielt.
Heute sind fast alle Anleger, die vor zehn Jahren Aktien gekauft haben, im Plus – die meisten sogar deutlich. Wer etwa Ende Juni 2007 den Betrag von 10.000 Euro in einen Weltaktienfonds investierte, hat den Einsatz bis heute auf durchschnittlich 15.110 Euro vor Steuern vermehrt. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 4,2%. Von den 303 Weltaktienfonds, die laut dem Fonds-Analysehaus Morningstar schon mindestens zehn Jahre bestehen, liegen heute 292 im Plus und nur elf im Minus. Die meisten Fonds warfen zwischen 3 und 5% Rendite pro Jahr ab, also deutlich mehr als mit einem Sparbuch.
Zeitpunkt weniger relevant – Beratung entscheidend
„Das Timing ist bei langfristigen Investments weniger relevant als allgemein angenommen wird“, sagt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Ertragserwartungen vieler Anleger von 4 bis 6% seien mit risikoärmeren Anlageformen unter den derzeitigen Bedingungen gar nicht möglich. „Hier sind Berater gefragt, die bei der Auswahl von Produkten mit langfristig intakten Ertragschancen Unterstützung geben können.“ Es müsse dabei immer betont werden, dass Investments in Aktienfonds natürlich einem gewissen Risiko unterliegen. Allerdings wäre es auch falsch zu glauben, dass Anlagen, die bisher als sicher galten – wie etwa Staatsanleihen oder Anleihen großer Banken – keinen Risiken unterliegen.
Mit kleinen Beträgen Risiko beschränken
Ein großes Thema bleibt das fehlende Wissen über die Börse. „Aus Unwissenheit entsteht Unsicherheit“, so Herbert Samhaber, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister Oberösterreich. Um die Attraktivität von Aktien oder Aktienfonds zu steigern, sei Information „der essenzielle Schlüssel“. Dabei gebe es viele Möglichkeiten, das Risiko zu beschränken. Eine laufende Investition mit kleinen Beträgen erhöhe die Sicherheit. Samhaber: „Sparpläne stellen somit gerade für Kleinanleger eine gute Variante dar, um langfristig mit kleinen Beträgen merkbar von Wertpapierveranlagungen profitieren zu können.“
Aktien haben große Finanzkrise gut überstanden
Eric Samuiloff, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister Wien: „Wie bei Einmalinvestments ist es auch für Ansparprodukte notwendig, die richtige Auswahl zu treffen. Der Cost-Average-Effekt alleine macht nicht glücklich, es muss auch in einen guten Mix von Anlage-Klassen investiert werden.“ Niemand könne heute sagen, wie die kommenden Jahre verlaufen werden. Ein aktives Management sei erforderlich. Samuiloff empfiehlt Portfolios von weltweit investierenden Asset-Managern. Fazit: Aktien haben den Dauertest über zehn Jahre gut gemeistert und selbst eine heftige Finanzkrise letztlich gut überstanden.
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