Steht die Weltwirtschaft am Rand der Deflation, wie viele Ökonomen glauben? Nein, sagt Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro. Er erwartet eine Rückkehr der Inflation.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 22.02.2016
Die Sorgen um eine dauerhafte Stagnation der Weltwirtschaft und damit niedriges Wachstums-, Inflations- und Zinsniveau sind für Fondsmanager Hasenstab unbegründet.
In vielen Schwellenländern ist die Inflation hoch, während der plötzliche Einbruch der Rohstoffpreise die Gesamtinflation vieler Industrieländer gedrückt hat. Das sei aber nur ein vorübergehender Effekt, die Kerninflation bleibe stabil. „Unsere Berechnungen zeigen, dass sich die globale Produktionslücke allmählich vergrößert, und im Zuge der Erholung in den Schwellenländern dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen, was Aufwärtsdruck für die Inflationsraten bedeutet“, so Hasenstab.
Wirtschaftsmotor USA
Weil die USA nach wie vor der wichtigste Motor für die Weltwirtschaft sind, ist deren Inflationsdynamik entscheidend für die globale Wirtschaftsentwicklung. Der US-Arbeitsmarkt steht nach Einschätzung der Experten kurz vor der Vollbeschäftigung. Auch wenn das Wachstum der Durchschnittslöhne trotzdem mäßig geblieben sei, beschleunige sich jedoch der Lohnzuwachs allmählich.
Zudem ist die Korrelation zwischen Arbeitslosenquote und Inflation seit 2006 stärker geworden. Der anhaltende Rückgang der Arbeitslosenquote müsste sich daher in einem stärkeren Inflationsdruck bemerkbar machen. „Demnach müsste sich der anhaltende Rückgang der Arbeitslosenquote in stärkerem Inflationsdruck bemerkbar machen.“
Rohstoffpreise, Dollar und Erwartungen
Die Rückkehr der Inflation dürfte unterstützt werden von einer Stabilisierung der Rohstoffpreise. Außerdem schätzen die Experten, dass eine weitere Dollaraufwertung nur mäßig dämpfend wirken würde. Die Inflationserwartungen spielen eine wichtige Rolle für die Inflationsentwicklung, was die Bedeutung der Glaubwürdigkeit von Zentralbanken einmal mehr hervorhebt.
Wenn Umlaufgeschwindigkeit und Geldmengenmultiplikatoren wieder auf ihre Vorkrisenniveaus steigen, würde dies eine deutliche Zunahme der Inflation in den deutlichen zweistelligen Bereich implizieren, selbst wenn die Entwicklung langsam verläuft.
Die Modelle von Hasenstab und seinem Team sprechen dafür, dass die Inflation bis Ende 2016 die Erwartungen der Fed übersteigen wird. „Dies könnte entweder zu schnelleren Zinserhöhungen führen oder zu der Sorge, dass die Geldhüter der Entwicklung hinterherhinken. Beide Szenarien dürften höhere Zinsen am Markt mit sich bringen.“
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