Ohne private Vorsorge wird es in Zukunft nicht gehen, sagt Dialog-Vorstandsvorsitzender Michael Stille. Warum das volle Vertrauen in die staatliche Absicherung trügerisch ist und warum sich Österreich und Deutschland hier gar nicht so sehr unterscheiden, darüber spricht er im AssCompact Interview.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 08.03.2016
„Wir wissen alle, dass das Umlageverfahren der gesetzlichen Pensionsversicherung an seine Grenzen stößt“, sagt Michael Stille (rechts im Bild), Vorstandsvorsitzender der Dialog Lebensversicherungs-AG, im Interview mit AssCompact Herausgeber Franz Waghubinger (links im Bild). „Vorsorge für das Alter ist also nach wie vor unerlässlich, für junge Jahrgänge wird sie in Zukunft sogar unverzichtbar sein“, so Stille.
In dieser Hinsicht sei die demografische Entwicklung für die privaten Versicherer somit durchaus hilfreich. Die Kehrseite: damit einher geht auch ein drohender Fachkräftemangel, der womöglich auch die Versicherungsbranche treffen kann. „Aus Sicht des Arbeitgebers ist das durchaus eine problematische Situation“, sagt Stille, der seit Anfang Oktober 2015 an der Spitze der Dialog Lebensversicherung steht.
Den Hybridprodukten gehört die Zukunft
Wenn es um die eigene Vorsorge geht, werde die Lebensversicherung nach wie vor Bedeutung haben – „die Frage ist lediglich, welche Produkte das sein werden.“ Denn Lebensversicherer haben zunehmend Schwierigkeiten, die klassischen Produkte anzubieten und die Garantien vor allem in den Beständen auch tatsächlich leisten zu können. „Von daher liegt die Zukunft sicherlich in Hybridprodukten, bei denen über die bezahlten Beiträge zumindest eine Teilgarantie gegeben ist, oder in den reinen Fondsprodukten, die auch eine höhere Renditechance generieren.“
Für welche Sparten sieht der Dialog-Chef Nachholbedarf? „Potenzial gibt es sicherlich in der Arbeitskraftabsicherung, das in unserem Konzept eine Verbindung zwischen Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung darstellt.“ Auch hier werde das Leistungsspektrum der gesetzlichen Invaliditätspension von breiteren Bevölkerungsschichten „maßlos überschätzt“: sie werde nicht ausreichen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. „Das trifft insbesondere jüngere Berufseinsteiger, die in den ersten fünf Jahren überhaupt keine Versicherungsdeckung haben, aber auch alle anderen darüber hinaus.“
Ob Deutschland oder Österreich - Lebenserwartung wird unterschätzt
Michael Stille kennt sowohl den deutschen als auch den österreichischen Markt. Wo liegen die größten Unterschiede? Besonders in der Berufsunfähigkeitsversicherung, so Stille. Da diese in Deutschland seit 2001 nicht mehr in der gesetzlichen Absicherung enthalten sei, habe die private Vorsorge stark angezogen – im Gegensatz zu Österreich.
Ähnlich ausgeprägt sei allerdings auch bei den deutschen Nachbarn das immer noch geringe Bewusstsein, dass private ergänzende Vorsorge zwingend erforderlich ist. Die Menschen unterschätzen laut Stille die eigene Lebenserwartung, und das heißt: „Das, was man bereits für die private Absicherung tut, wird in jedem Fall nicht ausreichend sein. Man muss mehr Bewusstsein dafür schaffen, dass private Vorsorge sowohl für das Alter, aber auch als Hinterbliebenenschutz und für die eigene Arbeitskraft zwingend erforderlich ist.“
Das Interview lesen Sie im aktuellen AssCompact-Heft.
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