Soll es in Zukunft kein Bargeld mehr geben? Nein, meint der Portfolioverwalter und Wertpapier-Experte Wolfgang Lechner. Für den Fachverband der Finanzdienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) nimmt er die aktuell brennende Frage unter die Lupe und erklärt, warum eine Abschaffung des Bargeldes unsere persönliche Freiheit massiv einschränken würde.

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 17.03.2016
„Abgesehen vom Wegfall kleiner Zuwendungen wie Trink- und Taschengeld bliebe die Abschaffung von Banknoten und Münzen in einer steuerehrlichen Welt soweit doch ohne größere Konsequenzen? Ganz sicher nicht!“, sagt Lechner. Bargeld hat Funktionen, ohne die sich nicht nur die Finanzwelt, sondern unser gesamtes Leben drastisch verändern würde.
Welchen Zweck erfüllt Bargeld?
- Der Staat kann durch Steuern, Abgaben und Enteignung auf Bankkonten, Sparbücher, usw. zugreifen, nicht jedoch auf Barvermögen in privaten Haushalten, Schließfächern, Safes, etc.
- Die Notenbanken haben die Möglichkeit, Bankkonten und Spareinlagen solange negativ zu verzinsen, wie nötig, um die Staatshaushalte zu sanieren. Das Halten von Bargeld ermöglicht es, sich dieser Verhaltensweise zu entziehen.
- Ohne Bargeld würde Geld lediglich digital im Bankenkreislauf zur Verfügung stehen und könnte nicht behoben werden. Das würde die Macht zu sehr auf diesen Sektor konzentrieren.
Wenn es kein Bargeld mehr gäbe, wäre nicht nur der Hang zum Konsum ein größerer, sondern auch die Steuerung „von oben“ wesentlich stärker. „Wer - aus welchen Gründen immer, ob zu Recht oder Unrecht oder auch nur aus Versehen - in Ungnade fällt, wird weder einkaufen, tanken oder sonstiges erledigen können. Nach Einzug oder Sperre seiner Karten kann er sich ja nicht einmal Geld von einem Freund ausleihen.“
„Bargeld ist ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Freiheit“
Mit der Abschaffung von Bargeld würde die Kapitalbildung für Innovationen und Fortschritt erschwert, Wirtschaftswachstum würde unter staatlicher Aufsicht stattfinden. „Ein Ausweichen auf Ersatzwährungen mit jeweils nachgelagerten Verboten derselben würde dem Überwachungsstaat Tür und Tor öffnen“, warnt Lechner. Er plädiert dafür: „Bargeld ist ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Freiheit und schränkt die Macht der Politik, der Notenbanken und Banken ein – selbst wenn Zahlungsvorgänge zukünftig vorwiegend elektronisch abgewickelt werden.“
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