Vor wenigen Tagen hat die EZB den Leitzins auf Null gesenkt. Was das bedeutet und warum ein Geldbasispreis von Null kein bedrohliches Expertiment ist, erklärt AssCompact Investmentexperte Mag. Markus Waghubinger.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 15.03.2016
Am 10.03.2016 verkündete die Europäische Zentralbank eine Senkung des Leitzinses von 0,05% auf 0,00%, gemeinsam mit einer Reduktion der Einlagenfazilität für Banken von –0,3% auf –0,4% und einer Erhöhung des QE-Programms von 60 auf 80 Mrd. Euro pro Monat ab April 2016. Neu hinzugekommen ist nun auch der direkte Ankauf von Unternehmensanleihen. Begründet können diese Schritte natürlich wieder mit dem Nichterreichen der Inflationszielrate von 2% in der Eurozone werden. Die Schätzungen für die Inflation im Jahr 2016 wurden von 1% auf hauchdünne 0,1% reduziert und auch die Prognosen für die Folgejahre mussten reduziert werden, hier schwebt natürlich das Damoklesschwert der Deflation über den Häuptern der Notenbanker.
In der AssCompact April-Ausgabe geht Markus Waghubinger der Frage nach, warum wir überhaupt Zinsen im positiven, einstelligen Prozentbereich als normal erachten: „Denkt man Zins nicht in der Bandbreite von 0 bis unendlich, sondern in der theoretischen Range von minus unendlich bis plus unendlich, stellt Null die neutrale Mittelposition dar, bei der weder expansive noch restriktive Zinssteuerung betrieben wird. Eine Entwicklung der Norm zu Null wäre, kommend von bis zu 100% p.a. in vergangenen Jahrhunderten, hier ein logischer weiterer Schritt in der Evolution des Geldpreises.“
Der Finanz- und Investmentexperte widmet sich dabei auch der Frage nach dem marktwirtschaftlichen Nutzen von risikolosen Zinssätzen. „Während der Risikoaufschlag eines Finanzierungszinses dem Gesamtinvestitionsportfolio einer Volkswirtschaft einen effizienzsteigernden Nutzen erweist, stellt die Rendite aus Basisverzinsung unverdienten Lohn und teilweise sogar Verschwendung dar – Vermögen konzentriert sich dabei nicht nach Leistung und Innovation, sondern lediglich nach Startkapital. Unter diesen isolierten Gesichtspunkten ist ein Geldbasispreis von Null also gar kein bedrohliches Experiment, bei der Ausweitung des QE-Programms [Anm. der Redaktion: Anleihekaufprogramm der EZB] kann ich jedoch weder einen gesellschaftlichen noch marktwirtschaftlichen Nutzen erkennen – mit jedem frischen, planwirtschaftlichen Euro verliert der Euro in meiner Tasche marginal an Wert. Gewinner sind ausschließlich Pleitiers, die eigentlich ob ihrer Überschuldung restrukturiert und nicht subventioniert werden müssten.“
Waghubinger geht aber auch kritisch auf regulatorische Benachteiligung der Kreditwirtschaft ein: „Wenn man einen Strafzins für Banken einführt, diese aber rechtlich gezwungen sind positive Zinssätze an Einleger zu zahlen, werden Banken zu negativen Passivmargen gezwungen – also enteignet. Gleichzeitig wird die Zinssteuerungswirkung (teil)neutralisiert.“
Den gesamten Artikel von Markus Waghubinger lesen Sie in der kommenden AssCompact-Ausgabe.
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