Garantien in der privaten Altersvorsorge erhöhen vor allem bei längeren Laufzeiten die Kosten und verringern die Renditechancen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie im Auftrag des britischen Lebensversicherers Standard Life. Fazit: Anleger können nur dann eine bewusste Eintscheidung treffen, wenn ihnen die Garantiekosten transparent gemacht werden.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 15.02.2017
Studienautor Professor Dr. Olaf Stotz und sein Team an der Frankfurt School of Finance & Management erzeugten zwischen September 2000 und August 2016 für jeden einzelnen Monat 100.000 simulierte Garantiekosten. Dabei berücksichtigten sie sowohl sehr positive und sehr negative Entwicklungen als auch zufällige, unerwartete Ereignisse an den Aktienmärkten. Am Beginn stand die Frage: „Was kostet in einer einmaligen Geldanlage die Garantie, dass ein Investor am Ende der Anlagedauer mindestens den eingezahlten Sparbetrag zurück erhält?“ Die Antwort hänge laut Stotz „von verschiedenen Parametern ab – vor allem vom Zinsniveau am Kapitalmarkt, der Anlagehöhe und -dauer durch den Investor.“
„Kosten für Garantie steigen, wenn die Zinsen sinken“
Das Forschungsteam kam zu dem Fazit, dass die Kosten zur Absicherung eines Einmalbetrages diesen um ein Mehrfaches übersteigen, je länger das Geld angelegt ist. So stiegen die Kosten zur Absicherung einer Garantie von 100.000 Euro innerhalb von 15 Jahren auf rund 170.000 Euro, also auf das 1,7-fache des eingezahlten Betrages. Je länger die Garantie greift, desto höher sind die Kosten: Bei 25 Jahren betragen sie das Vierfache, bei 35 Jahren sogar das Achtfache der eingezahlten Summe.
Gerade in der Altersvorsorge wird die Garantiekomponente meist durch festverzinsliche Wertpapiere abgedeckt, in der Regel durch die als sehr sicher, aber auch ertragsarm geltenden Staatsanleihen von Industrienationen. Weil jedoch die Anleihekurse seit Beginn der 2000er-Jahre fallen, sind die Kosten, um Garantien abzusichern, gewachsen. „Zum Ende des Beobachtungszeitraums im August 2016 lag das sichere Zinsniveau sogar im negativen Bereich, bei knapp minus 0,5 Prozent“, sagt Stotz und resümiert daraus: „Die Kosten für eine Garantie steigen, wenn die Zinsen sinken.“
Risiko „Garantiefall“ tritt selten ein
Der durch Garantien abgesicherte Einzahlungsbetrag wurde in der Studie einem simulierten, einmaligen Investment in gleicher Höhe an den weltweiten Aktienmärkten gegenüber gestellt. Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass der Garantiefall tatsächlich eintrifft, ist gering. Nach historischen Berechnungen der Börsenkurse seit September 2000 traf die Notwendigkeit einer hundertprozentigen Absicherung nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1,2% ein. Je länger die Anlage in Aktien dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Garantie „gezogen“ werden muss: Bei einer Anlage über 25 Jahre tritt der Garantiefall nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,1% ein, bei mehr als 35 Jahren ist diese kaum noch messbar.
Das Risiko, dass der Garantiefall eintrifft, ist nicht gleichzusetzen mit dem Totalverlust des eingezahlten Kapitals. So betrug der durchschnittliche Verlust in den Berechnungen über 15 Jahre 8.000 Euro, der maximale Verlust lag unter 50.000 Euro. Und: Bei einer langfristigen Anlage in Aktien ist eine 100-prozentige Beitragsgarantie in den meisten Fällen unnötig, wie Professor Stotz bereits in einer verwandten Studie 2015 nachgewiesen hatte.
„Kosten müssen transparent dargestellt werden“
„Unsere Studie hat erwiesen, dass die Kosten für eine Kapitalgarantie bei einer langfristigen Einmalanlage nicht nur hoch sind, sondern auch, dass das tatsächliche Eintreffen eines Garantiefalls unwahrscheinlich und die Garantieleistung gering ist“, so Stotz. „Die Garantiekosten sollten dem Kunden transparent dargestellt werden, die Entscheidung für oder gegen eine Garantie sollte individuell erfolgen und nicht für alle Anleger pauschal.“
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